Schlagwort-Archive: Racial Profiling

Wir fordern die Uni Frankfurt auf, sich zu zivilem Ungehorsam zu positionieren

Zwei Tage vor Weihnachten erreichte uns eine Antwort des Gleichstellungsbüros der Goethe-Universität Frankfurt am Main auf unser Schreiben vom 18.12.2016. Wir freuen uns über die klaren Worte: Distanzierung von AfD und der Jungen Alternative; Einsicht in besorgniserregende Pressearbeit; Übernahme von Verantwortung für die Unterstützung rechter Hetze; Einschätzung zur Zufriedenheit der Workshop-Teilnehmenden und zur inhaltlichen Qualität des Workshops; Erklärung zur Wahrnehmung der Zusammenarbeit mit glokal e.V.; und Angebot zu einem klärenden Gespräch, evtl. mit der Uni-Präsidentin.

Wir sind jedoch angesichts der Auseinandersetzung mit der Universität und dem Gleichstellungsbüro nicht der Ansicht, dass der “eigentliche[] Skandal” darin liegt, “dass Junge Alternative durch Falschaussagen die Arbeit gegen Rassismus und anderen Formen der Diskriminierung beschädigen”. Was wäre denn von einer rechten Gruppierung anderes zu erwarten? Es ist also umso mehr die Verantwortung einer Gesellschaft mitgestaltenden Institution wie der Universität, einer allgemeinen Rechtsverschiebung der Politik, gesellschaftlicher Gruppen und des Sagbaren aktiv etwas entgegenzusetzen. Dies nicht zu tun, ist der Skandal.

Für uns ist  diesbezüglich nicht nachzuvollziehen, warum sich das Gleichstellungsbüro nicht klar zur Notwendigkeit bekennen kann, zivilen Ungehorsam gegenüber rassistischen Praktiken wie Racial Profiling zu üben. Und wie sieht dies die Universität, die eine Angela Davis Gastprofessur für Gender und Diversity Studies eingerichtet hat? Angela Davis, die sich als Teil der Occupy-Bewegung sieht und für die gelebter Widerstand Dreh- und Angelpunkt ihrer Theorie und Praxis ist, hat es bei ihrem Aufenthalt in Frankfurt 2013 anlässlich der nach ihr benannten Professur „einerseits überrascht, gleichzeitig aber auch betroffen gemacht, wie sehr sich die Probleme mit rassistisch-motivierter Gewalt und Diskriminierung, z.B. in Bezug auf „racial profiling“ […] im deutschen und US-amerikanischen Kontext ähneln“ (http://www.cgc.uni-frankfurt.de/angeladavis-bericht.shtml). Nachdem die Kölner Polizei – wohlwissend, dass ihr Handeln von gegenwärtigen rassistischen Diskursen wohlwollend aufgenommen wird – in der Silvesternacht 2016 sich selbst brüstend massenhaft Racial Profiling durchgeführt und damit gegen das Grundgesetz verstoßen hat, ist es umso wichtiger, entschieden gegen institutionellen Rassismus zu handeln.

Einsicht und eine Entschuldigung an uns als Verein und an die direkt betroffen gemachten Referenten ist notwendig und gut. Die Goethe-Universität muss sich jedoch über das vereinzelnde dialogische Moment hinausgehend ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen. In diesem Sinne fordern wir von der Universität, sich zur Praxis des zivilen Ungehorsams in einem post-kolonialen, post-nationalsozialistischen Land zu positionieren und hierüber eine öffentliche Debatte zu führen.

Der rassistischen Polizeiselektion in der Kölner Silvesternacht müssen politische Konsequenzen folgen

Die Antirassistische Initiative e.V. verurteilt in ihrer Pressemitteilung vom 10.01.2017 aufs Schärfste die rassistischen Aussonderungen von Besucher*innen der Domplatte in der Silvesternacht und deren Verunglimpfung durch die Kölner Polizei und fordert Konsequenzen für die Verantwortlichen. Weiterlesen

Stellungnahme von glokal e.V. zu den Vorkommnissen an der Universität Frankfurt

Angefragt vom Gleichstellungsbüro Goethe-Universität in Frankfurt/Main, haben am 10. November 2016 zwei Referenten unseres Vereins glokal e.V. einen Workshop mit dem Titel „Rassistisch? – ich doch nicht! Rassismuskritische Sensibilisierung im Hochschulkontext“ angeboten. Einer der Teilnehmer war Jonas B., der – wie sich im Nachhinein herausstellte – Beisitzer der Jungen Alternativen (Jugendorganisation der Alternative für Deutschland/AfD) in Hessen ist. Vier Wochen nach dem Workshop verfasste er einen youtube-Clip unter dem Titel „Erfahrungen aus dem Rassismusworkshop“ (Link: https://www.youtube.com/watch?v=7OHSdSj-Vsc) und wandte sich mit der Jungen Alternative per Pressemitteilung an die Öffentlichkeit
(Link: https://www.facebook.com/JainFrankfurt/photos/a.185144411899079.1073741828.154473238299530/240384756375044/?type=3&theater).
Darin wird unseren Referenten vorgeworfen, im Workshop zu Gewalt gegen Polizist*innen aufgerufen zu haben.
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Wiederholte Polizeigewalt an Trans*of Color – eine Pressemitteilung von LesMigraS und GLADT

Am 23. Oktober 2013 wurde einer unserer Mitarbeiter zusammen mit drei weiteren Protestierenden auf einer Kundgebung gegen die Polizeigewalt und die Festnahmen von Aktivist_innen des Flüchltlings-Protestcamps am Oranienplatz (Berlin-Kreuzberg) festgenommen. Während des etwa einstündigen Polizeigewahrsams verhielten sich die Polizist_innen Trans* diskriminierend und gewaltvoll gegenüber unserem Kollegen. Dabei wurden seine Grundrechte , die zu wahren jegliche staatliche und ausführende Gewalt laut Grundgesetz verpflichtet ist, stark missachtet und verletzt. Weiterlesen

Justice for Trayvon Martin

Am 26. Februar 2012 erschoss der Nachbarschaftspatrouillen-Koordinator George Zimmermann den schwarzen Teenager Trayvon Martin. Vor ein paar Tagen wurde Zimmermann von einem Gericht in Florida sowohl der Anklage auf Mord als auch auf Todschlag freigesprochen. Das Urteil hat in den USA und weltweit Empörung und großes Unverständnis ausgelöst und eine Debatte über Racial Profiling und institutionellen Rassismus reaktiviert. Die National Association of the Advancement of Colored People (NAACP) hat eine Petition an das Justizministerium gestartet, die innerhalb weniger Tage schon über eine halbe Million Menschen unterzeichnet haben. Die Petition kann hier unterstützt werden:

bell hooks nimmt eine Beschreibung von Zimmermann in ihrem 2000 erschienenen Buch “All about love” vorweg:

“White supremacy has taught him that all people of color are threats irrespective of their behavior. Capitalism has taught him that, at all costs, his property can and must be protected. Patriarchy has taught him that his masculinity has to be proved by the willingness to conquer fear through aggression; that it would be unmanly to ask questions before taking action. Mass media then brings us the news of this in a newspeak manner that sounds almost jocular and celebratory, as though no tragedy has happened, as though the sacrifice of a young life was necessary to uphold property values and white patriarchal honor. Viewers are encouraged to feel sympathy for the white male home owner who made a mistake.”

In Deutschland haben die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD) und die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) aktuell eine Kampagnenaufruf “Racial Profiling kostet” gestartet. Alle Menschen, denen Racial Profiling widerfährt oder die es beobachten, sind aufgefordert ihre Stimme zu erheben. Ein Vordruck für einen Brief an die Bundespolizeidirektion in Koblenz findet sich hier.