Antwort vom weltwärts-Team des Welthaus Bielefeld auf unseren offenen Brief zur Broschüre “Wo bitte geht’s nach weltwärts?”

Bielefeld, 26.02.2013

Stellungnahme zur Auseinandersetzung um die Broschüre: „Wo bitte geht’s nach weltwärts?“vom weltwärts-Bereich des Welthaus Bielefeld

Liebe Leute von glokal e.V., liebe Leute, die ihr bisher mit der oben genannten Broschüre gearbeitet habt, liebe alle, die mit der Vorbereitung für weltwärts-Freiwillige zu tun haben.

Wir schreiben euch, weil wir auch als weltwärts-Bereich an der Debatte um die oben genannte Broschüre teilnehmen wollen. Euer offener Brief hat bei uns dazu geführt, dass wir uns intern im Welthaus Bielefeld mit der Kritik auseinandergesetzt haben. Wir haben gemeinsam beschlossen, dass wir uns zu Rassismus und Kulturkonzepten weiterbilden wollen. Nichts desto trotz gibt es im Welthaus Bielefeld unterschiedliche Meinungen, so dass wir hier nur für unseren Bereich sprechen können.

Wir finden die Kritik an der Broschüre berechtigt. Es ist eine große Herausforderung, bei der Vorbereitung von weltwärts- Freiwilligen stereotypisierende Bilder in unser aller Köpfe zu hinterfragen und zu dekonstruieren. Wir versuchen in unserer entwicklungspolitischen Bildungsarbeit im weltwärts-Programm mit den Freiwilligen ein Verständnis ihrer eigenen Rolle zu erarbeiten. Wir kontextualisieren mit ihnen den Aufenthalt im Süden, damit sie in der Lage sein können, offen zu sein und den Kontext vor Ort differenziert wahr zu nehmen.

Wir befinden uns dabei in einem ständigen Lernprozess und verstehen uns nicht als Expert_innen. Wir möchten Anregungen geben und den Freiwilligen einen Raum geben, in dem sie sich mit Rassismus, Machtverhältnissen, globalen Zusammenhängen und Sprache und Bildern auseinandersetzen. Dies sind für uns elementare Bestandteile der pädagogischen Begleitung von weltwärts-Freiwilligen – von der Auswahl bis zur Rückkehr.

In einer Kombination aus länderspezifischer und länderübergreifender Vor- und Nachbereitung versuchen wir diese Fragen zu thematisieren, zu problematisieren und zu kontextualisieren. Das ist, wie bereits erwähnt, keine leichte Aufgabe und auch wir als weltwärts-Organisierende und pädagogische Begleiter_innen müssen uns immer wieder selbst hinterfragen und eigene Bilder und Haltungen reflektieren. Wir versuchen dabei deutlich zu machen, von welchem Standpunkt aus wir sprechen und sprechen können.

Wir arbeiten im Rahmen unserer pädagogischen Begleitung nur ausschnittsweise mit der kritisierten Broschüre und empfehlen sie auch nicht an andere, auch wenn es durchaus Übungen gibt, die wir als sinnvoll ansehen. In ihrer jetzigen Form kann die Broschüre nicht kommentarlos eingesetzt werden.

Wir bedanken uns für die Anregungen und freuen uns weiter mit allen Interessierten und mit der pädagogischen Begleitung von weltwärts- Freiwilligen Beschäftigten, eine offene und konstruktive Auseinandersetzung über nicht–rassistische Bildungskonzepte zu führen.

Für das weltwärts-Team:

Barbara Schütz

Veronika Kirschner