Zusammenarbeit mit Abya Yala/Lateinamerika auf Augenhöhe? Dekoloniale und empowernde Ansätze in der “Partnerschaftsarbeit”

Qualifizierungsreihe für Aktive, NRO, Gruppen und Initiativen, die sich für globale Gerechtigkeit einsetzen oder/und entwicklungspolitische Ziele verfolgen. Menschen mit biographischen Bezügen zu Abya Yala/Lateinamerika sowie Aktive aus Migrant*innenselbstorganisationen sind ausdrücklich eingeladen!

Wir vermittelt in vier Webinaren (Zoom) erforderliche Kompetenzen für eine rassismus- und machtsensible bzw. empowerte Zusammenarbeit. Haga clic aquí para la versión en español.

Anmeldung verlängert bis 8.4.2024! (hier klicken)

Nicht nur aufgrund der kolonialen Geschichte ist die Projektarbeit mit Menschen aus dem Globalen Süden auf sehr ungleiche Basis erbaut. Gelder und Vorgaben kommen aus Deutschland und häufig werden Menschen aus Deutschland in den Partnerländern eingesetzt, obwohl ihnen das Wissen über die lokalen Strukturen fehlt. Aber auch in der direkten Zusammenarbeit vor Ort oder in Teams hier in Deutschland werden Rassismen und andere Machtverhältnisse (unbewusst) reproduziert. Sich mit dieser Reproduktion auseinanderzusetzen ist ein umfassender Prozess. Er startet mit der Selbstermächtigung gegen diese Verhältnisse auf der Seite der von Rassismus und Kolonialismus betroffenen Menschen und einer Selbstreflexion auf der weißen/europäischen Seite. Wir finden, langfristig müssen sich die Strukturen, in denen die Projekte stattfinden, verändern  (ausführlich haben wir das in unserer Broschüre Das Märchen von der Augenhöhe beschrieben).

Nichtsdestotrotz ist eine dekoloniale „Partnerschaftsarbeit“ ein erster möglicher Baustein für diese langfristige Veränderung. Wichtig ist hierfür auch die Stärkung von Menschen in Migrantenselbstorganisationen sowie von Menschen mit Rassismuserfahrung innerhalb deutscher Organisationen. Denn Menschen mit Migrationserfahrung haben durch ihre Biografie eine besondere Rolle in der Partnerschaftsarbeit. Ihre Stimmen werden in weißen Strukturen wenig gehört und gleichzeitig müssen sie mehr Aufgaben (z.B. Übersetzen) übernehmen. Wir wollen deshalb einen Raum schaffen, in dem die Stimmen mehr gehört werden. Grundlage dafür ist es teilweise in geschützeren Räumen/Safer Spaces zu arbeiten.

Ziel der Reihe ist es, gemeinsam Ideen für alternative Handlungsmöglichkeiten und rassismus- und machtsensible bzw. empowerte Praxen in der „Partnerschaftsarbeit“ zu entwickeln.

Zielgruppe
sind Aktive, NRO, Gruppen und Initiativen, die sich für globale Gerechtigkeit einsetzen sowie entwicklungspolitische Akteur*innen.

Die Qualifizierungsreihe besteht aus 4 aufeinander aufbauenden Webinaren à 4h Lerninhalte. Die Teilnahme an allen Modulen setzen wir voraus. Zur Teilnahme gehört zudem die Bereitschaft der Sensibilisierung und Selbstreflexion auf persönlicher Ebene sowie die Reflexion der eigenen Projektarbeit. Wir unterstützen diesen Prozess mit Impulsen, Input, Know How und praktischen Instrumenten, Materialien zum Selbstlernen und Einzelberatungen.

Das Team:
Margarita Rodriguez Ornelas
(sie/she), Mexiko. Sie ist Soziologin und Politikwissenschaftlerin aus dem Süden Mexikos, arbeitet seit mehreren Jahren in der politischen Bildung mit deutschen und lateinamerikanischen Jugendlichen. Ihr aktueller Arbeitsschwerpunkt ist kritisches Denken in Bezug auf Bildung für nachhaltige Entwicklung und die internationale Zusammenarbeit von deutschen zivilgesellschaftlichen Organisationen. Sie erlebte Rassismus und kennt ihre Privilegien als Mestiza in verschiedenen Kontexten in Mexiko und Deutschland.

Mariana Lo Sasso (sie/she), Deutschland. Sie ist Anthropologin, ausgebildete Mediatorin, Trainerin, Beraterin und Empowerment Coach. Sie arbeitet seit mehr als 15 Jahren in den Bereichen Erwachsenenbildung mit einzelnen Menschen, Institutionen und Organisationen. Ihre  Themenbereiche sind Diversität, Partnerschaftsarbeit, Migration und Diskriminierung. Rassismuserfahrungen hat sie erst durch ihre Migration 2005 von Argentinien nach Deutschland gemacht.

Kristina Kontzi (she/they), Deutschland. Dr. Umweltwissenschaften, systemische Prozessbegleiterin und Anti-Bias Multiplikatorin. Ist seit 15 Jahren im Themenfeld diversitätssensible Organisationsentwicklung und Beratung u. a. mit dem Schwerpunkt Partnerschaftsarbeit für glokal e.V. aktiv. Sie hat in ihrer Doktorarbeit den Freiwilligendienst weltwärts aus einer postkolonialen Perspektive untersucht. Als weiße Deutsche ist sie während ihres Aufenthaltes in Argentinien auf große Teile ihrer Privilegien im globalen Kontext aufmerksam gemacht worden. Seither hat sie nicht aufgehört sich mit dem Thema Diskriminierung zu beschäftigen und Lösungen zu finden, wie diese abgebaut werden können.

Weitere Informationen:

  1. Webinar: Grundlagen
    Montag, 22. April 2024, 14:30 – 19:00 Uhr (inkl. 30 min Pause)
  • Gegenseitig die Bedürfnisse und Erwartungen kennen lernen
  • Gemeinsam legen wir die Grundlage für eine Kultur der Besprechbarkeit von Rassismus und Machtverhältnissen.  Hier und wiederkehrend im Seminar teilen wir die Gruppe entlang von Rassismuserfahrung auf, um geschütztere Lernräume zu ermöglichen.
  • Input zur Postkoloniale Perspektiven auf die Partnerschaftsarbeit.
  1. Webinar: Selbstreflexion und empowernde Ansätze
    Montag 13. Mai 2024, 14:30 – 19:00 Uhr  Uhr (inkl. 30 min Pause)
  • Reflexion der eigenen Haltung und Motivation in der Partnerschaftsarbeit
  • Konkrete Beispiele und Baustellen in der eigene Projektarbeit benennen, um diese im folgenden Modul zu bearbeiten
  1. Webinar: Handlungsoptionen entwickeln: Wie können wir gleichberechtigt zusammenarbeiten?
    Montag, 3. Juni 2024, 14:30 – 19:00 Uhr (inkl. 30 min Pause)
  • Handlungsfelder einer machtkritischen bzw. empowerten Projektplanung anhand der eigenen Baustellen
  • Schritt für Schritt entwickeln wir eigene Standards für eine dekoloniale bzw. empowerte Zusammenarbeit.

Zwischen 3. und 4. Modul bearbeitet ihr eurer Baustellen und wendet dabei die Methoden der dekolonialen Projektplanung direkt in Eure Arbeitsalltag an.

  1. Webinar: Innovationen wagen für zukunftsorientierte dekoloniale „Partnerschaftsarbeit“
    Montag, 24. Juni, 14:30 – 19:00 Uhr (inkl. 30 min Pause)
  • Präsentation der innovativen Ideen für dekoloniale „Partnerschaftsarbeit“. Rückmeldungen und Reflektion in der Gruppe.
  • Durch die bearbeitung realer Praxisbeispiele wird deutlich, wie Veränderung in der eigenen Projektarbeit verankert werden kann

Sprachen
Die Referent*innen werden die Inhalte auf Deutsch und Spanisch vermitteln. Spanisch zu sprechen ist von Vorteil, aber keine Bedingung. Bei Bedarf können die TN auf Spanisch sprechen. Die Referent*innen sprechen alle spanisch und deutsch und können bei Bedarf Redebeiträge übersetzen. Eine Übersetzung in Gebärdensprache findet nicht statt.

Das Projekt wird im PFQ-Programm zur Förderung entwicklungspolitischer Qualifizierungsmaßnahmen aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unter dem Titel „Diversitätssensible Ansätze für eine gleichberechtigte entwicklungspolitischen Partnerschafts- und Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising“ sowie von Brot für die Welt gefördert.