Die neue Spaß-EZ

tapfertypenMit den Slogan “Tapfer Typen – Extrem helfen” schreibt die Hamburger Kampagne Viva con Aqua derzeit eine Reise nach Uganda als Preis für ein Gewinnspiel aus. Im Ausschreibungstext heißt es:

“Du fliegst in Begleitung eines/einer Viva-con-Agua-Mitarbeiters/-in am 18.03.2016 von Deutschland aus nach Uganda. […] In Kampala triffst du Nobert Latim und Papa Shabani, Mitbegründer der Crew Viva con Agua Kampala. Du begleitest sie in ihrem Alltag und lernst so auch weitere Freunde, Künstler und Unterstützer von Viva con Agua in Uganda kennen. Zusammen bereitet ihr den bevorstehenden Weltwassertag am 22.03.2016 vor: Im Projektgebiet Moroto sind einige Musik- und Kunstaktivitäten und WASH-Workshops geplant. Am 23.03.2016 reist Du mit den Viva con Agua-Aktivisten zurück nach Kampala. An den beiden Folgetagen sind auch hier Workshops, Musik- und Kunstaktionen, inkl. Song- und Videodreh geplant. All das mündet dann am Samstag, 26.03.2016, in das WELOVEYOUGANDA Music- & Artfestival #2. Am 27.03. trittst du von Kampala (Entebbe) den Rückflug an, so dass du am 28.03.2016 wieder in Deutschland bist.”

Aktionen wie diese sind nicht nur unter rassismuskritischen Gesichtspunkten, sondern selbst entwicklungspolitisch sehr zu hinterfragen. Man könnte sie als kaum bemerkenswerte Twitter-Werbung abtun und der Aktion nicht weiter Achtung schenken. Wir beobachten jedoch, dass die Aktion stellvertretend für ein aktuelles Phänomen steht, das wir als Spaß-EZ bezeichnen. Es gibt aktuell eine Vielzahl von neuen entwicklungspolitischen Organisationen, die von jungen Deutschen gegründet werden. Meist sind es ehemalige weltwärts-Freiwillige oder Studierende. Viele dieser Organisationen betreiben eine Projektarbeit, wie sie von vielen etablierten entwicklungspolitischen NGOs seit den 80ern nicht mehr gemacht wird: Es werden v.a. Schulen und Brunnen gebaut und zu jedem Bauabschnitt jettet ein Vorstandsmitglied der deutschen Organisation hin und schneidet das rote Band durch. Die Vorstandsmitglieder sind oft Anfang zwanzig und verteilen dort und hier stolz Visitenkarten, auf denen “CEO” oder “Project Manager” steht. Neben einem ziemlich expliziten Überheblichkeitsgefühl, haben viele dieser Organisationen eins gemeinsam: Der eigene Spaß steht an erster Stelle und wird durch Projektaktivitäten im Globalen Süden als Engagement gelabelt. Neben ausgedehnten Projektreisen bedeutet dies v.a., dass sehr viel Wert auf spaßiges Fundraising gelegt wird: Partys, Festivals und Glühweinverkauf. Politische Bildungs- und Kampagnenarbeit bleiben dabei leider meist ebenso auf der Strecke wie eine postkoloniale Reflexion der eigenen Rolle.