Schlagwort-Archive: Postkoloniale Perspektiven

kassel postkolonial

Im deutschen Kolonialismus war Kassel ein bedeutender Knotenpunkt, um koloniale Expansion voranzutreiben und Herrschaftsverhältnisse abzusichern. An vielen Orten finden sich bis heute Spuren davon: Die Orangerie war Schauplatz einer Kolonialaustellung, in der Witzenhäuser
Kolonialschule wurde Personal für die afrikanischen Kolonien ausgebildet und entlang der Unteren Königstraße haben zahlreiche Kolonialwarenläden Produkte vermarktet. Dem Projekt kassel postkolonial ist es wichtig, Verbindungen zwischen Kassels Rolle im historischen
Kolonialismus und unserem Alltag heute zu ziehen und das Nachwirken/Weiterwirken kolonialer Traditionen, Sichtweisen und Herrschaftsverhältnisse sichtbar machen.

Neu: Das Märchen von der Augenhöhe

Wir freuen uns unsere neue Broschüre ankündigen zu können: Das Märchen von der Augenhöhe. Macht und Solidarität in Nord-Süd-Partnerschaften

maerchenbroschuere_titelblatt-216x300Augenhöhe und Partnerschaft sind Formulierungen, die gerne und oft in der Nord-Süd-, Solidaritäts- oder ,Entwicklungszusammenarbeit‘ gebraucht werden. Sie sollen Fortschrittlichkeit signalisieren und Gleichberechtigung demonstrieren. Doch reichen die Begriffe über Rhetorik hinaus? Wie sind Denkmuster und Strukturen in Nord-Süd-Partnerschaften gestaltet? Welche Perspektive haben die sogenannten Süd-Partner*innen auf die Zusammenarbeit?
In der Publikation „Das Märchen von der Augenhöhe“ hat glokal e.V. zehn Aktivist*innen, Engagierte und NRO-Mitarbeitetende aus Globalem Süden und Norden zusammengebracht, um unterschiedliche Aspekte der NRO-Strukturen, Schulpartnerschaften, Freiwilligendienste und Solidaritätsarbeit zu beleuchten. Eine theoretischer Einleitung macht den historisch-politischen Rahmen fassbar und eine Reflexions- und Praxishilfe unterstützt bei der Analyse und Transformation des eigenen Engagements der Leser*innen.

Die Broschüre kann [hier] bei uns bestellt werden.
Wir freuen uns über die Verlinkung des Werbebanners! Download Werbebanner [hier]

Die neue Spaß-EZ

tapfertypenMit den Slogan “Tapfer Typen – Extrem helfen” schreibt die Hamburger Kampagne Viva con Aqua derzeit eine Reise nach Uganda als Preis für ein Gewinnspiel aus. Im Ausschreibungstext heißt es:

“Du fliegst in Begleitung eines/einer Viva-con-Agua-Mitarbeiters/-in am 18.03.2016 von Deutschland aus nach Uganda. […] In Kampala triffst du Nobert Latim und Papa Shabani, Mitbegründer der Crew Viva con Agua Kampala. Du begleitest sie in ihrem Alltag und lernst so auch weitere Freunde, Künstler und Unterstützer von Viva con Agua in Uganda kennen. Zusammen bereitet ihr den bevorstehenden Weltwassertag am 22.03.2016 vor: Im Projektgebiet Moroto sind einige Musik- und Kunstaktivitäten und WASH-Workshops geplant. Am 23.03.2016 reist Du mit den Viva con Agua-Aktivisten zurück nach Kampala. An den beiden Folgetagen sind auch hier Workshops, Musik- und Kunstaktionen, inkl. Song- und Videodreh geplant. All das mündet dann am Samstag, 26.03.2016, in das WELOVEYOUGANDA Music- & Artfestival #2. Am 27.03. trittst du von Kampala (Entebbe) den Rückflug an, so dass du am 28.03.2016 wieder in Deutschland bist.”

Aktionen wie diese sind nicht nur unter rassismuskritischen Gesichtspunkten, sondern selbst entwicklungspolitisch sehr zu hinterfragen. Man könnte sie als kaum bemerkenswerte Twitter-Werbung abtun und der Aktion nicht weiter Achtung schenken. Wir beobachten jedoch, Weiterlesen

queer_postkolonial_entwicklungskritisch

Diese Woche ist in Wien die Webseite des spannenden Projektes feminIEsta online gegangen. Aus ihrer Selbstbeschreibung:

feminIEsta versammelt Arbeitsergebnisse, Projekte und Initiativen, die das Institut für Internationale Entwicklung der Universität Wien (kurz: IE, daher: feminIEsta) gequeert und durchkreuzt haben; die einen ihrer Ursprünge an der IE nahmen, dort zusammenlaufen, sich von der IE aus weiter verzweigen und vernetzen oder auch sich ein Stück weit entfernen.

feminIEsta mischt sich sowohl wissenschaftlich als auch politisch in internationale Entwicklung(spolitik) ein und bezieht Stellung zu ihren Dilemmata, ihren Verheißungen, ihrer Gewalt.

feminIEsta übt an Theorien und Praktiken durchgängig feministische Kritik, auch wenn darüber gestritten werden darf und soll, was dies im Einzelnen heißt.

feminIEsta will neugierig machen auf schon erprobte und auf noch uneingelöste denk- und wünschbare Strategien, entwicklungskritische und feministische Ansätze zusammenzubringen.

In diesem Sinne: Stay rebel and feminIEsta!

Filmtipp: Concerning Violence

Gestern startete die Deutschland Tour des Filmes “Concerning Violence – Nine Scenes from the Anti-Imperialistic Self Defense” von Göran Hugo Olsson. Der Film ist eine visuelle Untermalung von Frantz Fanons anti-kolonialem Manifest “Die Verdammten dieser Erde” von 1961. Historisches Filmmaterial ist mit von Lauryn Hill gesprochenen Textausschnitten von Fanon kombiniert und durch ein Vorwort von Gayatri C. Spivak eingebettet.

Der Film ist vom BMZ mit dem Filmpreis “cinema fairbindet” ausgezeichnet worden. Auf der Seite des Ministerium heißt es dazu: “Mit dem Preis wür­digt das BMZ Fil­me, die auf her­aus­ra­gen­de Wei­se zum ak­tu­el­len Dia­log über be­son­de­re As­pek­te des Nord-Süd-Ver­hält­nis­ses ein­la­den.” Damit unterstreicht das BMZ die Bedeutung von Kolonialismus, Rassismus- und Kapitalismuskritik für aktuelle Debatten um Entwicklungszusammenarbeit.

Eine Liste mit allen Aufführungen in Deutschland findet sich hier.

 

 

(In)Security in postcolonial development education in Germany

Im letzten Jahr nahmen zwei glokal-Mitglieder an einem Roundtable zum Thema “What Do We Teach? How Do We Teach It? Critical Pedagogies and World Politics” im Rahmen der International Studies Association Annual Convention in San Francisco, USA teil. Aus der Veranstaltung ist eine Publikationssammlung entstanden, die nun in der Zeitschrift Critical Studies on Security veröffentlicht wurde. Hier geht es zu dem Abstract unseres Artikels “(In)Security in postcolonial development education in Germany” (er ist leider nicht frei zugänglich, sondern nur für viel, viel Geld).

The Big Five as dangerous as ever: German development cooperation, colonial-racist imagery, and civil society’s response

Als Reaktion auf die diversen Stellungnahmen gegen die BMZ-Plakatkampagne “The Big Five” haben wir einen Artikel verfasst, der einen selbstkritischen Rückblick darstellen und die Debatte auch einem englischsprachigen Publikum zugänglich machen soll. Der Artikel ist in der Zeitschrift Critical Literacy: Theories and Practices veröffentlicht worden. Wir hoffen, er ist hiflreich für die weitere Auseinandersetzung um Rassismus und Herrschaftsverhältnisse in der EZ. Der Beitrag kann hier heruntergeladen werden.

Argumente im Streit um Geschlechterverhältnisse

Die Heinrich Böll Stiftung hat aktuell ein E-Book herausgegeben, um Argumente in der Diskussion um Geschlechterverhältnisse an die Hand zu geben. Die Autor_innen Regina Frey, Marc Gärtner, Manfred Köhnen und Sebastian Scheele gehen einzelnen Vorwürfen an die Gender-Studies nach und zeigen Argumente auf, wie ihnen begegnet werden kann. Diskutiert werden z.B. der Ideologie-Vorwurf, der Unwissenschaftlichkeits-Vorwurf sowie das Anlegen von Doppelstandards. Dies sind auch gängige Abwehrmechanismen, Vermeidungsstrategien und Vorwürfe an Menschen, die sich mit anderen machtkritischen Themen, mit Rassismuskritik und Postkolonialer Theorie beschäftigen. Ein Blick in die Publikation lohnt!

Postcolonial Studies in Development and Global Education

Für alle, die Interesse haben über den Tellerrand der deutschen Diskussion zu schauen könnte der neue Blog, den Prof. Vanessa de Oliveira Andreotti ins Leben gerufen hat interessant sein: Postcolonial Studies in Development and Global Education. Er soll zur internationalen Vernetzung von Wissenschaftler_innen und Praktiker_innen dienen, die zu postkolonialen Perspektiven auf Entwicklungszusammenarbeit und Globales Lernen arbeiten und kann gerne aktiv mitgestaltet werden.