Flüchtlingsfrauengruppe auf Tour quer durch Deutschland: Zwischenbilanz

Seit dem 14.07.2014 ist die feministische Gruppe ‚Women in Exile & Friends‘ mit dem Fluchtschiff­projekt von Heinz Ratz von Nürnberg nach Berlin unterwegs. Mit einer Reise auf Flößen machen sie auf die Situation von Flüchtlingsfrauen und Kindern auf­merksam und sprechen im Rahmen eines Begleitprogramms in Unterkünften für Asylsuchende mit den Bewohnerinnen über ihre Sorgen und Probleme. Nun ziehen sie eine erste Bilanz.

Pressemitteilung von Women in Exile & Friends on tour 04.08.2014

Flüchtlingsfrauengruppe auf Tour quer durch Deutschland: Zwischenbilanz

Seit dem 14.07.2014 ist die feministische Gruppe ‚Women in Exile & Friends‘ mit dem Fluchtschiff­projekt von Heinz Ratz von Nürnberg nach Berlin unterwegs. Mit einer Reise auf Flößen machen sie auf die Situation von Flüchtlingsfrauen und Kindern auf­merksam und sprechen im Rahmen eines Begleitprogramms in Unterkünften für Asylsuchende mit den Bewohnerinnen über ihre Sorgen und Probleme. Nun ziehen sie eine erste Bilanz:

Elisabeth Ngari, Gründungsmitglied von ‚Women in Exile‘: „Wir sind jetzt seit drei Wo­chen unterwegs und viele Gespräche mit Flüchtlingsfrauen in Bayer, Hessen, Rheinland-Pfalz und nun in Baden-Württem­berg bestätigten unsere Erfahrung. Flüchtlingsfrauen sind doppelt Opfer von Diskriminierung: Sie werden als Asylbewerberinnen durch rassistische Gesetze ausgegrenzt und als Frauen diskriminiert.“

In vielen Unterkünften für Asylsuchende fehlt es am Notwendigsten: An Platz für ein Babybett, an ausreichenden Waschmaschinen, an einem Kinderzimmer, an warmem Wasser zum Duschen, an abschließbaren Duschen… Frauen müssen Höfe durchqueren oder ein bis zwei Stockwerke durchs Treppenhaus gehen, um zu kochen oder zur Toilette zu gehen. Damit werden Frauen Gewalt und sexueller Belästigung ausgesetzt, weil sie keine Privatsphäre haben. So müssen sie oft viele Jahre auf die Entscheidung über ihr Asylverfahren warten.

Flüchtlingsfrauen in Bayern und im Saarland berichteten, wie entmündigend und entwürdigend das Leben mit Essenspaketen ist: „Es ist Schweinefleisch drin. Das lasse ich gleich in der Ausgabe liegen. Es wird dann weg geworfen, das ist Geldverschwendung. Und es ist nie genug Milch, ich muss sie mit meinem Taschengeld einkaufen.“ Andere Frauen in Bayern erzählen, dass sie Vollverpflegung in der Unterkunft bekommen. „Das Essen ist manchmal richtig ekelhaft. Es sind Haare drin und manchmal auch Schweinefleisch.“ Viele Frauen leiden auch sehr darunter, um jede Krankenbehandlung beim Sozialamt betteln zu müssen.

Elisabeth Ngari: „Meistens sind es die Frauen, die sich verantwortlich fühlen, unter solchen Bedingungen den Alltag für ihre Kin­der und Familien zu organisieren. Deshalb fordern wir das Asylbewerberleistungsgesetz und Sammelunterkünfte abzuschaffen und Asylsuchende in Wohnungen unterzubringen“

Viele Frauen warten aufgrund der Dublin III-Verordnung jeden Tag auf ihre Abschiebung in andere europäische Länder. Dabei ist gut dokumentiert, wie Frauen als besonders verletzliche Gruppe unter den miserablen Lebensbedingungen für Asylsuchende in Ungarn oder Italien leiden. Aber auch eine Abschiebung nach Schweden oder in die Niederlande kann eine Bedrohung sein: Für Frauen ist es besonders wichtig dort Asyl zu beantragen, wo sie Freunde oder Verwandte haben, auf deren Unterstützung sie zählen können.
Elisabeth Ngari: „Das bedeutet, Frauen werden wie Stückgut durch ganz Europa hin und her geschickt und können sich nie sicher fühlen. Deshalb fordern wir, Dublin III abzuschaffen!“

Pressekontakt: Elisabeth Ngari, Tel. 0176 32920586

Zum Hintergrund:

* ‚Women in Exile & Friends‘ ist eine feministische Gruppe aus Berlin und Brandenburg, die 2011 von der Flüchtlingsfrauenselbstorganisation ‚Women in Exile‘ gegründet wurde. Mehr Information: http://women-in-exile.net/

* Flüchtlingsfrauen werden laut! Aktionstour quer durch Deutschland: http://www.refugee-women-tour.net