Das internationale NRO Bündnis “Völkermord verjährt nicht!” berichtete letzte Woche:
“Eklat in Windhoek: Herero und Nama boykottieren Empfang der Gebeine aus Berlin
Gegen 7 Uhr früh sind heute die in der Kolonialzeit zu rassistischen Forschungen nach Deutschland verschleppten Gebeine von 35 afrikanischen Menschen – darunter Opfer des Genozids an den Herero und Nama – in der namibischen Hauptstadt Windhoek eingetroffen. Zu 10 Uhr hatte Regierung die betroffenen Volksgruppen und ihre traditionellen Führer in den Parlamentsgarten eingeladen, wo sich ca. 300 Menschen versammelten. Die Hälfte der Stühle blieb dennoch leer.
Denn die von der deutschen Regierung nicht nach Berlin geladenen Traditional Leaders und Opferverbände der Nama und Herero, die bei der ersten Repatriierung von Gebeinen 2011 noch dabei waren und in Berlin Reparationsforderungen erhoben hatten, boykottierten den Staatsakt. Am Tag der aktuellen Übergabe ihrer Ahnen in Berlin hatten sich die Opferverbände auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Namibia mit scharfen Worten darüber beschwert, dass sie entgegen aller Absprachen nicht eingeladen worden waren. In ihrer Pressemitteilung ist von einem Komplott der Bundesregierung die Rede, die sich aus ihrer historischen Verantwortung stehlen wolle und die Opferverbände daher von der Übergabe in Berlin ausgeschlossen hätte.”
Prof. Claus Melter hat kurz vor dem Eklat in Windhoek in einem Plädoyer die Übergabe der Gebeine rassismuskritisch analysiert und historisch eingebettet. Er schließt mit der Forderung:
“Der heutigen Rassismus in Deutschland kann nur sinnvoll im Zusammenhang mit der deutschen Kolonialvergangenheit, der damaligen und heutigen rassistischen Ideologien, den damaligen Ausbeutungs- und Mordpraxen sowie der Verdrängung der Kolonialzeit verstanden und bearbeitet werden.
Die Linke, die Grünen und die SPD, die sich in früheren Anträgen im Bundestag für die offizielle Anerkennung des Völkermordes an den Herero und Nama eingesetzt haben, müssen jetzt die Anerkennung mit ihrer faktischen Parlamentsmehrheit durchsetzen.
Völkermord verjährt nicht. Und rassistische Vergangenheit und Gegenwart werden nicht durch Leugnen, Verharmlosen, Nicht-Anerkennen, Nicht-Entschuldigen und Be- und Verschweigen verändert.”