Pressemitteilung des Bündnisses „Völkermord verjährt nicht!“ vom 13.06.2016:
Das Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“ begrüßt die am 12.6.2016 in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ geäußerte Kritik des Bundestagspräsidenten Prof. Norbert Lammert am Ausbleiben einer offiziellen Anerkennung des deutschen Genozids an den Ovaherero und Nama 1904-08 durch den Deutschen Bundestag.
Mit seinem Hinweis auf Bedauern und Peinlichkeit spricht der Bundestagspräsident, wenn auch in höchst verhaltener Sprache, schwerwiegende Versäumnisse der offiziellen deutschen Politik an. Die langjährige Weigerung aufeinanderfolgender Bundesregierungen, den Völkermord in Namibia anzuerkennen bleibt ein Armutszeugnis für die Bundesrepublik Deutschland und passt in keiner Weise zu deren Selbstbild als „Erinnerungsweltmeister“ und dem damit verbundenen beispielgebend kritischen Umgang mit der eigenen Geschichte. Es ist beschämend, dass sich die deutsche Politik dieses Versäumnis vom türkischen Präsidenten Erdoğan in einem Atemzug mit dessen rassistischen und übergriffigen Beschimpfungen von Bundestagsabgeordneten vorwerfen lassen muss. Hier ist der Bundesregierung, aber auch aufeinanderfolgenden Mehrheiten im Bundestag die jahrzehntelange Verweigerung einer ehrlichen Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands in erschreckender Weise auf die Füße gefallen.