Schlagwort-Archive: Kolonialismus

Völkermord an den Ovaherero und Nama sofort anerkennen!

Pressemitteilung des Bündnisses „Völkermord verjährt nicht!“ vom 13.06.2016:

Das Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“ begrüßt die am 12.6.2016 in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ geäußerte Kritik des Bundestagspräsidenten Prof. Norbert Lammert am Ausbleiben einer offiziellen Anerkennung des deutschen Genozids an den Ovaherero und Nama 1904-08 durch den Deutschen Bundestag.

Mit seinem Hinweis auf Bedauern und Peinlichkeit spricht der Bundestagspräsident, wenn auch in höchst verhaltener Sprache, schwerwiegende Versäumnisse der offiziellen deutschen Politik an. Die langjährige Weigerung aufeinanderfolgender Bundesregierungen, den Völkermord in Namibia anzuerkennen bleibt ein Armutszeugnis für die Bundesrepublik Deutschland und passt in keiner Weise zu deren Selbstbild als „Erinnerungsweltmeister“ und dem damit verbundenen beispielgebend kritischen Umgang mit der eigenen Geschichte. Es ist beschämend, dass sich die deutsche Politik dieses Versäumnis vom türkischen Präsidenten Erdoğan in einem Atemzug mit dessen rassistischen und übergriffigen Beschimpfungen von Bundestagsabgeordneten vorwerfen lassen muss. Hier ist der Bundesregierung, aber auch aufeinanderfolgenden Mehrheiten im Bundestag die jahrzehntelange Verweigerung einer ehrlichen Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands in erschreckender Weise auf die Füße gefallen.

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Zum internationalen Tag für Reparationen

Der 12. Oktober hat viele Bedeutungen: Columbus Day, Día de la Raza, Tag des indigenen Widerstands oder auch internationaler Tag für Reparationen. Dazu wollen wir in Kurzmeldungsformat auf ein paar Ereignisse hinweisen:

In Berlin hielten die über den Genozid an Herereo und Nama diskutierenden Bundestagsausschüsse einer Gruppe von Genozidforscher*innen der Herero Community aus den USA ebenso ihre Türen verschlossen wie die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU). Die Pressemitteilung des Kampagnenbündnisses Völkermord verjährt nicht findet sich hier.

In Caracas/Venezuela wurde die Statue von Christoph Kolumbus mit einer antikolonialen Statue ersetzt und in den USA wird weiter an Transforming Columbus Day gearbeitet. Einen aktuellen Beitrag gibt es bei Latino Rebels.

In Berlin ist der Blog “Rassismus_Verlernen: Kämpfe um Reparationen für Kolonialismus und Versklavungshandel” mit ersten Beiträgen online gegangen. Aktuelle Beiträge von ColonialismReparation finden sind hier.

 

Tribunal statt Heiligsprechung

Tribunal Junipero Serra 091215Die Heiligsprechung des Missionars Junípero Serra durch Papst Franziskus in dieser Woche hat die Diskussion um den Zusammenhang zwischen Mission und Kolonialismus einmal wieder in die Weltöffentlichkeit gebracht. Schon im Vorhinein gab es viel Protest von Native American Organisationen und Aktivist*innen. Das American Indian Movement (AIM) in Kalifornien hat in Los Angeles ein Tribunal für Serra veranstaltet, in dem er u.a. für Versklavung, Folter und Beteiligung am Völkermord verurteilt wurde. Der Walk of Anchestors rief nach einem 650 Meilen langen Pilgerweg in Gedenken an die Opfer der Missionierung  am Tag der Heiligsprechung einen “Day of Mourning” aus. Eine Initiative um Norma Flores versuchte per Petition die Heiligsprechung zu verhindern. Ein Interview mit Flores findet sich hier.

Für alle Interessierten an dem Zusammenhang zwischen Mission und Kolonialismus, sei der Film Das Koloniale Missverständnis von Jean-Marie Teno empfohlen.

Nachtrag: Und hier noch der Hinweis auf einen ausführlichen Hintergrundartikel von Indiancountrytodaymedianetwork.

Appell „Völkermord ist Völkermord!“

Nach Deutschlands Drängen auf Anerkennung des Genozids an der armenischen Bevölkerung durch die Türkei fordern zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auch von Deutschland eine offizielle Anerkennung und Entschuldigung für den Völkermord an den OvaHerero und Nama 1904-08 im heutigen Namibia.

Anlässlich des 100. Jahrestages des Endes der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ am 9. Juli 2015 sind über 150 namhafte Vertreter*innen aus Politik und Wissenschaft, Kirchen und Kultur, aus der Black Community und den NROs mit dem gemeinsamen Appell „Völkermord ist Völkermord!“ an die Öffentlichkeit getreten.

Der Appell kann hier unterzeichnet werden und auf der Kampagnenwebseite gibt es mehr Informationen.

Gedenkmarsch am 28.2. in Berlin

Am nächsten Samstag, den 28.2. findet in Berlin der 9. Gedenkmarsch zur Erinnerung an die afrikanischen Opfer von Versklavung, Menschenhandel, Kolonialismus und rassistischer Gewalt statt, zu dem ein Bündnis um den Zentralrat der afrikanischen Gemeinde aufruft.

In diesem Zusammenhang auch der Hinweis auf die aktuelle Petition der Ovaherero und Nama mit der Forderung nach Reparationen für den Genozid von 1904-1908.

Filmtipp: Concerning Violence

Gestern startete die Deutschland Tour des Filmes “Concerning Violence – Nine Scenes from the Anti-Imperialistic Self Defense” von Göran Hugo Olsson. Der Film ist eine visuelle Untermalung von Frantz Fanons anti-kolonialem Manifest “Die Verdammten dieser Erde” von 1961. Historisches Filmmaterial ist mit von Lauryn Hill gesprochenen Textausschnitten von Fanon kombiniert und durch ein Vorwort von Gayatri C. Spivak eingebettet.

Der Film ist vom BMZ mit dem Filmpreis “cinema fairbindet” ausgezeichnet worden. Auf der Seite des Ministerium heißt es dazu: “Mit dem Preis wür­digt das BMZ Fil­me, die auf her­aus­ra­gen­de Wei­se zum ak­tu­el­len Dia­log über be­son­de­re As­pek­te des Nord-Süd-Ver­hält­nis­ses ein­la­den.” Damit unterstreicht das BMZ die Bedeutung von Kolonialismus, Rassismus- und Kapitalismuskritik für aktuelle Debatten um Entwicklungszusammenarbeit.

Eine Liste mit allen Aufführungen in Deutschland findet sich hier.

 

 

The World War One in Africa Project: What happened in Africa should not stay in Africa

For the next four years, the world is celebrating the Centenary of World War I,  and once again Africa is not invited to the party. This project a attempts to tell the stories of Africans’ involvement in the Great War. For example, throughout the East Africa campaign, the longest and deadliest part of the war on the continent by far, both Britain and Germany relied heavily on porters, to the tune of four per one soldier. This translated into one million Africans under British command carrying, cooking, cleaning, and dying of exhaustion, malnutrition and disease, in a guerrilla war of short raids and long treks from present-day Kenya to Zambia over the course of four years. In Germany, berlin postkolonial contributes to challenging Europe’s colonial amnesia with a project that questions the idea that the war only lasted four years and rather embeds it in the longer history of Europe’s colonial endeavours.

Empfang der geraubten Gebeine wird von Herero und Nama boykottiert

Das internationale NRO Bündnis “Völkermord verjährt nicht!” berichtete letzte Woche:

“Eklat in Windhoek: Herero und Nama boykottieren Empfang der Gebeine aus Berlin

Gegen 7 Uhr früh sind heute die in der Kolonialzeit zu rassistischen Forschungen nach Deutschland verschleppten Gebeine von 35 afrikanischen Menschen – darunter Opfer des Genozids an den Herero und Nama – in der namibischen Hauptstadt Windhoek eingetroffen. Zu 10 Uhr hatte Regierung die betroffenen Volksgruppen und ihre traditionellen Führer in den Parlamentsgarten eingeladen, wo sich ca. 300 Menschen versammelten. Die Hälfte der Stühle blieb dennoch leer.

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