Weihnachten ist nun schon ein paar Wochen vorbei, aber die Weihnachtsanzeige des BMZ sorgt auch nachträglich für Diskussionen. Während Prof. Theo Rauch titelt “Willkommen in der Steinzeit der Entwicklungspolitik”, verteidigt das BMZ Motiv und Wortwahl der Anzeige mit Verweis auf die Weihnachtsgeschichte (s.u.).
Mit diesem Einstieg sind wir gespannt auf die drei kommenden Jahre der Afrikainitiative. Auf der Auftaktveranstaltung im Berliner bcc im letzten Jahr bekamen 800 geladene Gäste schon einen kleinen Vorgeschmack. Ob das Ziel der Kampagne, ein diverseres Afrikabild zu zeichnen angesichts der Verbreitung kolonialer Fantasien gelingt ist fraglich. Solange gleichzeitig das Ziel verfolgt wird eine aktuelle neoliberale Entwicklungspolitik fortzusetzen, bleibt die grundsätzliche Gegenüberstellung eines aktiven, helfenden Deutschlands (“Vieles haben wir schon bewegt”) und eines hilfsbedürftigen, passiven, ländlichen Afrikas weiter bestehen. Selbst dann oder gerade wenn eine der wenigen deutschlandweit bekannten Persönlichkeiten aus Afrika als Keynotespeakerin eingeladen wird: Waris Dirie rief Minister Niebel und den Gästen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu: “You have to invest in Africa.” Niebel spricht allerdings eher von “sich engagieren”, und meint damit keinesfalls nur zivilgesellschaftliches Engagement…
Ob letztlich das Ziel gelingt, die Afrikakampagne als Wahlkampf zu betreiben, steht auf einem anderen Blatt.
Angehängt noch die “Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Gudrun Kopp vom 16. Januar 2013
Die von Ihnen angefragte Anzeige „Frohe Weihnachten, Afrika“ erschien am Freitag, dem 21. Dezember 2012 in den folgenden sechs regionalen Tageszeitungen: „Hamburger Abendblatt“, „Hanauer Anzeiger“, „Lübecker Nachrichten“, „Nordwest-Zeitung“, „Südwest Presse“ und dem Westfalen-Blatt“. Das Format, ein Eckfeld, variiert je nach Zeitung von einer Höhe von 209 bis 264 mm und einer Breite von 140 bis 192,8 mm. Die Platzierung erfolgte individuell im jeweiligen Politik- bzw. Wirtschaftsteil der Zeitung. Die Nettogesamtkosten für die Anzeigen belaufen sich auf 40 181,05 Euro und sind aus dem Titel für Öffentlichkeitsarbeit des BMZ finanziert. Das BMZ will in der Tat das einseitige Bild von Afrika als einem Krisenkontinent, das in Deutschland immer noch vorherrscht, auf einen gegenwärtigen und daher modernen Stand bringen. Ein differenziertes und realitätsbezogenes Afrikabild besteht dabei aus verschiedenen Facetten: Dazu gehören die Skyline von Johannesburg genauso wie die ländlichen Gegenden Afrikas. Wichtig für die Darstellung eines modernen Afrikabildes ist deshalb, weder die eine noch die andere Komponente zu ignorieren bzw. einseitig in den Vordergrund zu stellen. Das BMZ hat sich für die von Ihnen angesprochene Anzeige bewusst
für ein ländliches Motiv entschieden. Zum einen lädt allein die Weihnachtsgeschichte mit dem Stall als Schauplatz ihres zentralen Ereignisses, der Geburt, zu einer Assoziation mit dem ländlichen Raum ein. Mögliche Missverständnisse sollten durch die Verfremdung dieses Bildes, z. B. mittels des bunten und modernen Weihnachtsschlittens, aufgefangen werden. Insbesondere die Entwicklung ländlicher Räume stellt einen Schlüsselbereich und Förderschwerpunkt der deutschen Entwicklungspolitik dar. Denn die meisten Menschen, die weltweit unter Armut und Hunger leiden, leben auf dem Land. Die Anzeige schlägt damit einen Bogen zu diesem Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und dem Engagement der Bundesregierung, die ländlichen Räume in Entwicklungsländern zu stärken.”