Interkulturelle Öffnung der entwicklungspolitischen Szene

Entwicklungspolitik ist eines der internationalsten Arbeitsfelder. Daher ist die Verwunderung oft besonders groß, wenn festgestellt wird, dass in den meisten Institutionen und Nichtregierungsorganisationen fast ausschließlich Mitarbeitende aus der dominanten Mehrheitsgesellschaft arbeiten: Menschen aus dem Globalen Süden, Schwarze Menschen und People of Color scheinen mehr oder weniger strukturell ausgeschlossen zu sein.

In den letzten Jahren haben sich mehrere Projekte und Initiativen gefunden, die versucht haben das Thema der sogenannten Interkulturellen Öffnung in der entwicklungspolitischen Szene, vornehmlich in der Zivilgesellschaft, voranzubringen. Eines der Projekte war das vorzeitig beendete Projekt „move glokal/move global“ in Hamburg. Inzwischen ist nicht nur eine Evaluation des EWNW-Projektes, sondern auch eine Gegendarstellung des gekündigten Projektleiters Dr. Ali Fathi online. Diskutiert wird insbesondere die wichtige Frage, welche Rolle institutioneller Rassismus in dem Projekt gespielt hat. Die aufgeworfenen Fragen sind zentral für alle Projekte, die sich mit „interkultureller Öffnung“ auseinandersetzen. In der Begleitung von ähnlichen Prozessen ist uns aufgefallen, dass das Hamburger Modellprojekt kein Einzelfall darstellt: Nach Konflikten um institutionellen Rassismus in entwicklungspolitischen Organisationen bleiben meist die Weißen Mitarbeitenden im Amt, PoC und Schwarze Mitarbeiter_innen hingegen werden vor die Tür gesetzt.

Einen hilfreichen Fragenkatalog für vornehmlich Weiße Organisationen legt das Western States Center mit Assessing Organizational Racism vor, einer Checkliste im Rahmen des Arbeitsbuches „Dismantling Racism“. Eine weitere Arbeitshilfe Working to Create Antiracist spaces wurde von der Trent University vorgelegt. Der Migrationsrat Berlin Brandenburg hat zudem 2012 ein ausführliches Plädoyer gegen institutionellen Rassismus herausgegeben in dem aufgezeigt wird, wie sich Rassismus durch alle gesellschaftlichen Institutionen zieht. Für den entwicklungspolitischen Bereich stehen solche Untersuchungen noch aus.