Schulpartnerschaften für den Frieden?

In den letzten Monaten sind zwei neue, interessante Publikationen zum Thema Schulpartnerschaften erschienen. Luise Steinwachs von Berlin Postkolonial analysiert in der Studie „Persönliche Begegnungen in Schulpartnerschaften“, welchen Einfluss Süd-Nord-Schüleraustausch auf die Identitätsentwicklung von Schüler_innen in Deutschland hat. Dabei kommt sie u.a. zu folgenden Ergebnissen:

1. Persönliche Begegnungen im Rahmen von Schulpartnerschaften können Vorurteile und Klischees verstärken.
2. Bei einem Großteil der Schulpartnerschaften, die an der Erhebung teilgenommen haben, ist die  entwicklungspolitische Einbettung der Partnerschaft nicht ausreichend, um globale Zusammenhänge zu durchschauen. Daher wird auf vereinfachte Erklärungsmuster zurückgegriffen.
3. Der Zeitraum persönlicher Begegnungen von ca. drei Wochen reicht nicht aus, um tatsächlich Schritte in Unsicherheit und Unverständnis zu wagen. Die Erklärungsmuster der Jugendlichen dienen vorrangig der Selbstversicherung und Irritationen werden wenig zugelassen.

In einer weiteren, zweisprachig deutsch-spanischen Publikation von KATE finden sich Interviews mit verschiedenen Akteur_innen von Schulpartnerschaften. Die Broschüre fällt durch eine Vielzahl von machtkritischen Fragen positiv auf. Anstatt im klassischen Tonfall der interkulturellen Kommunikation zu bleiben, spricht Claudia Schilling vom ENSA-Programm beispielsweise Themen wie Privilegien, ungleiche Partnerschaften und die Frage nach der Definitionsmacht an. In einer Welt der Schulpartnerschaften, die oftmals eher eine Welt von Schulpatenschaften ist und in der Helfen und Entwicklung zwei gängige Motive sind, ist das eine neue Sprache. Allerdings sei hier angemerkt, dass insbesondere im ENSA-Programm diese neuen Perspektiven mit langwierigen Diskussionen, Ausschlüssen und Rassismusreproduktionen einhergingen bzw. einhergehen.