Vor kurzem waren wir in München für einen Workshop und sind auf das Völkerkundemuseum aufmerksam gemacht worden. Das Museum feiert in diesem Jahr 150. Geburtstag und tritt dazu mit einem neuen Slogan an die Öffentlichkeit „Weltoffen seit 1862„. Angesichts der engen Verflechtung von Ethnolog_innen mit kolonialer Eroberung und Ausbeutung als auch mit der Rassenlehre ist solch ein Slogan mehr als zynisch. Während sich die meisten ethnologische Museen weigern sogenannte Sammlungsstücke in ihre Herkunftsländer zurückzugeben, feiert das Münchner Völkerkundemuseum seinen Geburtstag mit einer Ausstellung „Netzwerk Exotik„. Der elementare Zusammenhang zwischen Rassismus und Exotisierung wird nicht nur ignoriert. Durch den Weltoffenheits-Slogan betreibt das Völkerkundemuseum eine aktive Geschichtsumschreibung und ent-nennt das eigene Verstricktsein in gewaltvolle Geschichte.
Eine Woche später in Göttingen sind wir am Institut für Zoologie und Anthropologie vorbeigekommen. Hier ist die ethnologische Nähe zu biologistischen Vorstellungen sogar im Namen verankert.