Schlagwort-Archive: Migration

Über Entschuldigungen…

Die entwicklungspolitische Szene in Deutschland setzt sich in den letzten zehn Jahren vermehrt mit Rassismus auseinander. In diesen Prozessen spielt die Zusammenarbeit zwischen weißen Organisationen und People of Color sowie migrantisch-diasporischen Organisationen oft eine wichtige Rolle. In dieser, oft auch nur punktuellen Zusammenarbeit, ist es in den letzten Jahren immer wieder zu größeren und kleineren Rassismusreproduktionen gekommen. Die meisten Vorfälle und Konflikte erreichen nicht die Öffentlichkeit und versanden leider häufig ungelöst im Alltag der (meist weiß bleibenden) Organisationen.

Ein Fall, der größere Wellen schlug, war die Beendigung des Projektes „move global/glokal“ durch das Eine-Welt Netzwerk (EWNW) 2010/2011 in Hamburg mit der Abwicklung des Teams (2010) sowie der anschließenden Kündigung des Projektleiters (2011). Die AG Sporen Lobal (Hinweis Juni 2016: Der Blog der AG Sporen Lobal ist inzwischen offline. Die Dokumentation geht weiter auf der Seite von MEPa Nord.) schaffte über ihren Blog größtmögliche Transparenz über den weiteren Umgang mit dem Konflikt innerhalb des EWNWs, zeigte, dass der Fall nicht vergessen war und übte Druck auf den Verein aus, nicht noch mehr Gras über die Sache wachsen zu lassen. Siehe dazu auch unseren Beitrag von 2013.

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My Right Is Your Right! Demo am 21.03.2015

“Eine andere Asylpolitik in Deutschland und der EU ist möglich, wenn wir sie gemeinsam einfordern und die Veränderungen selbst in die Hand nehmen.” Aus dem Manifest des Netzwerkes My Right Is Your Right, das am Globalen Tag gegen Rassismus (21.03.2015) eine Großdemonstration veranstaltet. Los geht es um 13 Uhr am Spreewaldplatz. Infomaterial sowie mehr Informationen gibt es hier.

Mall of Shame – Migrantische Arbeiter kämpfen gegen Ausbeutung

Der Bau der „Mall of Berlin“ soll ca. eine Milliarde Euro gekostet haben und wird nun in der Vorweihnachtszeit zum Symbol der gängig gewordenen Ausbeutung migrantischer Arbeiter_innen aus dem EU-Ausland. Eine Gruppe rumänischer Arbeiter kämpft seit Wochen für die Auszahlung ihrer eh schon niedrigen Löhne. Mehr Infos hier.

“Die (bundesdeutsche) Eine-Welt Arbeit aus einem Guss?”

Der Berliner Verband für migrantisch-diasporische Organisationen in der Einen Welt, moveglobal e.V., hat in seiner aktuellen Publikation einen Grundsatzartikel zum Verhältnis von entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen und migrantischen Organisationen veröffentlicht. In dem ausführlichen Artikel geht Lucía Muriel beispielsweise auf die Funktionalisierung von Migrant_innen und aktuelle Herausforderungen in der Zusammenarbeit ein. Dabei findet sie mutige Worte und stellt beispielweise im Kapitel “Versuch eines Paradigmenwechsels” klare Forderungen an die entwicklungspolitische Szene:

“Wir werden die Verhältnisse einer über 500-jährigen kolonialen Realität nicht weiter dulden. Dies gilt für sämtliche aktuelle Diskurse und Praktiken, für Theorien, für Debatten und die Arbeitspraxis. Wir werden uns nicht länger von staatlichen und nichtstaatlichen Vertreter_innen, von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Akteur_innen, von etablierten oder eben erst in Erscheinung getretenen Förderer_innen unsere Perspektive auf das Feld Migration und Entwicklung diktieren lassen. Konkret bedeutet dies, dass keine der unterschiedlichen Formen alleiniger Gestaltungs-, Definitions- und Entscheidungsmacht länger zulässig sind. Vielmehr müssen sich sämtliche, auch die bisher erfolgreich ausgeschlossenen, Akteur_innen auf den Weg machen und sich auf neue Formen der Zusammenarbeit, der Verteilung von Ressourcen sowie von Gestaltungsmacht einlassen.” (S.17)

Der Artikel wird durch einen Epilog “Wie ich zum Brückenbauer_innen-Diskurs stehe” und ein Glossar abgerundet und im Anhang durch einen Beitrag von Andreas Rosen von der Stiftung Nord-Süd Brücken ergänzt.

Die Publikation ist bei moveglobal e.V. für 9 Euro zu bestellen.

Asyl: Spiel vs. Realität

In Berlin-Hellersdorf wehrt sich die Bürgerinitiative Marzahn-Hellersdorf mit T-Shirt- Aufdrucken wie “Nein zum Heim” sowie den Daten des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen gegen ein geplantes Asylbewerberheim in ihrem Bezirk. In Berlin-Reinickendorf haben Mieter_innen einen Anwalt beauftragt, um durchzusetzen, dass Kinder aus dem benachbarten Heim nicht mehr auf dem Spielplatz vor ihrem Haus spielen dürfen. Im schweizerischen Aarau verbietet die Stadtverwaltung Asylbewerber_innen den Besuch des örtlichen Schwimmbades, der Sportanlagen, der Bibliothek und der Kirchen.

Zeitgleich zu diesen rassistischen Aktionen startet das ZDF die Show “Auf der Flucht – Das Experiment”, in der sich deutsche Prominente “in die Ursprungsländer Asylsuchender in Deutschland” aufmachen sollen und so “am eigenen Leib [erfahren], was es heißt, auf der Flucht zu sein”. Anstatt Geflüchtete selbst zu Wort kommen zu lassen, zieht es das staatliche deutsche Fernsehen vor, eine Sendung voller rassistischer Bewertungen und Beschreibungen zu produzieren. Nadia Shehadeh hat einen offenen Brief an den ZDF Fernsehrat geschrieben. Er kann hier auch unterschrieben werden.

Ähnlich problematische Sendereihen strahlen derzeit übrigens RTL und Pro7 aus: Wild Girls – Mit Highheels durch Afrika und Reality Queens of Safari. Letztere wurde nun aufgrund niedriger Einschaltquoten und umfassender Kritik von NRO und vielen anderen eingestellt. Nicht zu unrecht fragt sich ein Kommentator auf africaisacountry “What’s wrong with the Germans?”.