Schlagwort-Archive: Medien

#ausnahmslos

spontane Plakatwerbung zu #ausnahmslos in Erfurt, via twitter

spontane Plakatwerbung zu #ausnahmslos in Erfurt, via twitter

Nach den rassistischen Medienberichten im Nachgang zur Silvesternacht in Köln haben eine Gruppe feministischer Bloggerinnen und Autorinnen den Aufruf #ausnahmslos gestartet. Damit wenden sie sich zusammen mit vielen hundert Unterzeichner*innen “Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus. Immer. Überall.” und formulieren Forderungen an Politik und Medien.

Der Aufruf kann hier mitgezeichnet werden.

 

All that glitters is not gold. The Rusty Radiator Awards have a bitter aftertaste

While campaigns such as the Golden and Rusty Radiator Awards raise awareness of Western development organizations’ unjust views of the global South, they do not go far enough. Critiques of cliche media representation must be coupled with critiques of fundamentally unbalanced power structures. For an analysis of the mentioned awards as well as video clips such as “Who wants to be a volunteer”, see our essay on pambazuka.

Kritik an Doku über Antirassismus-Training im ZDF

Am 10. Juli 2014 zeigte ZDFneo die Dokumentation „Der Rassist in uns“. Freiwillige nehmen an dem sogenannten „Blue-Eyed-Training“ teil, welches die Teilnehmenden am eigenen Leib erfahren lassen soll, was Diskriminierung bedeutet. Macht das Experiment wirklich deutlich, wie Rassismus funktioniert? Hilft es, Rassismus zu bekämpfen und zurückzudrängen? “Miteinander – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt e.V.” findet Nein und argumentiert in dem Beitrag “Der autoritäre Charakter. Das ZDF-Projekt ‘Der Rassist in uns'”, dass das Experiment einer emanzipatorischen Bildungsarbeit” widerspricht. Unserer Meinung nach werden mit dem Ansatz der Blue-Eyed-Trainings, die Empathie und Verständnis bei Weißen wecken wollen (“in vier Stunden kannst du nachempfinden, wie sich Rassismus anfühlt”), vielmehr Rassismuserfahrungen Schwarzer Menschen und People of Color bagatellisiert. Rassismus wird auf eine zwischenmenschenliche Ebene reduziert, anstatt das komplexe Zusammenwirken mit gesellschaftlicher und institutioneller Ebene zu thematisieren. Aus unserer Perspektive vernachlässigt das Experiment neben Widerstandsperspektiven somit vor allem auch den historisch gewachsenen, strukturellen Charakter von Rassismus, den Ahmer Rahmans Clip zu Reverse Racism gut auf den Punkt bringt.

Umbenennung der M-Strasse: Berliner Kurier veröffentlicht falsche Ergebnisse

Letzte Woche haben sich in Berlin-Mitte mehrere hundert Menschen zum “8. Gedenkmarsch für die afrikanischen Opfer von Kolonialismus, Sklavenhandel und rassistischer Gewalt: Mandela- statt Mohrenstraße” versammelt. Ein ausführlicher Bericht ist hier nachzulesen. Zwei Tage vorher gab es auf der Seite des Berliner Kuriers eine digitale Umfrage zur Umbenennung der M-Strasse, deren Ergebnisse aber extrem verzerrt dargestellt wurden, wie folgende Pressemitteilung skandalisiert:
Pressemitteilung                                                                                            21.2.2014
Der „Berliner Kurier“ veröffentlichte in seiner gestrigen Printausgabe vom Donnerstag, 20.2.2014, das Ergebnis einer Umfrage zur Umbenennung der Mohrenstraße in Mandelastraße. Es sollen lediglich 10% der Teilnehmer_innen die Umbenennung befürwortet haben. Bis zum Abend zuvor lief die Umfrage in der online-Ausgabe des Artikels. Dort beteiligten sich viele Menschen an der Umfrage. In dem Moment, wo sich eine Mehrheit für die Umbenennung abzeichnete (um ca. 22:00 Uhr 49%) wurde die Umfrage blitzschnell abgeschaltet. Ein bezeichnender Vorgang wie der BK mit unliebsamen Meinung umgeht.

Alles andere als knorke!

Die Berliner Band Knorkator wirbt für ihre neuste Platte mit rassistischen Motiven und dem Slogan “We want Mohr”. Wir haben es zwar auf radioeins gehört, in Berlins Strassen gesehen und unseren Ohren und Augen nicht getraut, aber nichts unternommen. Glücklicherweise sind nicht alle untätig geblieben: So haben z.B. die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland eine Stellungnahme verfasst und der Blogger Atif Hussein hat einen Briefwechsel mit radioeins – rbb geführt.

Stellungnahme zum Feature “Musikalische Missionierung. Barockmusik aus dem Dschungel”

Am 30.08.2013 sendete der Deutschlandfunk das Feature “Musikalische Missionierung. Barockmusik aus dem Dschungel”. Lena Böllinger hat als Reaktion darauf einen Brief verfasst, den wir hiermit öffentlich machen wollen. Mehrere Organisationen haben ihn unterschrieben, unter anderem glokal.

Nachtrag: Judith Grümmer hat für den Deutschlandfunk eine Antwort verfasst, den Sie hier finden.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe am 30. August 2013 Ihr Feature „Musikalische Missionierung. Barockmusik aus dem Dschungel“ im Deutschlandfunk gehört. Ich bin zutiefst entsetzt und empört über die Art und Weise der Thematisierung des Kolonialismus und der damit zusammenhängenden Missionierungstätigkeiten der Jesuiten. An keiner Stelle findet in Ihrem Feature eine kritische Reflektion des Zusammenhangs zwischen Missionierung, kolonialer Gewaltgeschichte und Rassismus statt. Statt dessen versucht das Feature Missionierung als „sanfte Kolonialisierung“ zu beschönigen und zu legitimieren. Damit aktualisiert und reproduziert es kolonial-rassistische Stereotype und weiße[1] Überlegenheitsfantasien. Weiterlesen

Etappensieg gegen Windmühlen

In den letzten Tagen wurden sowohl eine kolonial-rassistische Sendereihe als auch ein rassistischer Werbespot eingestellt. Es ist zwar nicht ganz klar, was Pro7 bewogen hat, die Sendereihe Reality Queens of Safari einzustellen, aber neben niedrigen Einschaltquoten hat die umfassende Kritik von NRO und vielen anderen sicherlich auch dazu beigetragen. Die Kampagne gegen die Sendung hat es sogar geschafft, auf Spiegel Online erwähnt zu werden. Bei dem Werbespot von Ferrero ist die Sache eindeutiger. Medien wie Neues Deutschland, taz und Stern berichteten darüber, aber vor allem gab es viele Leser_innenbriefe und einen Sturm der Kritik in “sozialen Netzwerken”. Auch wenn Einsicht anders aussehen könnte, als uns Begriffsstutzigen zu erklären, dass es sich “[b]ei der aktuellen Werbung […] um die Darstellung einer Produktvariation von Ferrero Küsschen mit weißer Schokolade” handelt und sich “[a]lle Aussagen […] demnach einzig auf die weiße Schokolade [beziehen] – selbstverständlich ohne fremdenfeindlichen Hintergedanken”, so hat sich Ferrero aufgrund der “kritischen Stimmen […] für eine Überarbeitung der Werbung entschieden”. Der Videoclip wurde zurückgezogen und der Spruch “Deutschland wählt weiß” ist auf keinem Werbeplakat mehr zu finden.


 

Asyl: Spiel vs. Realität

In Berlin-Hellersdorf wehrt sich die Bürgerinitiative Marzahn-Hellersdorf mit T-Shirt- Aufdrucken wie “Nein zum Heim” sowie den Daten des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen gegen ein geplantes Asylbewerberheim in ihrem Bezirk. In Berlin-Reinickendorf haben Mieter_innen einen Anwalt beauftragt, um durchzusetzen, dass Kinder aus dem benachbarten Heim nicht mehr auf dem Spielplatz vor ihrem Haus spielen dürfen. Im schweizerischen Aarau verbietet die Stadtverwaltung Asylbewerber_innen den Besuch des örtlichen Schwimmbades, der Sportanlagen, der Bibliothek und der Kirchen.

Zeitgleich zu diesen rassistischen Aktionen startet das ZDF die Show “Auf der Flucht – Das Experiment”, in der sich deutsche Prominente “in die Ursprungsländer Asylsuchender in Deutschland” aufmachen sollen und so “am eigenen Leib [erfahren], was es heißt, auf der Flucht zu sein”. Anstatt Geflüchtete selbst zu Wort kommen zu lassen, zieht es das staatliche deutsche Fernsehen vor, eine Sendung voller rassistischer Bewertungen und Beschreibungen zu produzieren. Nadia Shehadeh hat einen offenen Brief an den ZDF Fernsehrat geschrieben. Er kann hier auch unterschrieben werden.

Ähnlich problematische Sendereihen strahlen derzeit übrigens RTL und Pro7 aus: Wild Girls – Mit Highheels durch Afrika und Reality Queens of Safari. Letztere wurde nun aufgrund niedriger Einschaltquoten und umfassender Kritik von NRO und vielen anderen eingestellt. Nicht zu unrecht fragt sich ein Kommentator auf africaisacountry “What’s wrong with the Germans?”.

Delhi gang-rape: look westward in disgust

Emer O’Toole beleuchtet in The Guardian die neokoloniale Art und Weise, wie in den britischen und US amerikanischen Medien über die Gruppenvergewaltigung einer Studentin in Neu Delhi berichtet wird. Dieser Kommentar wird wiederum von Sunny Hundal kritisiert: Ihm zufolge benötigt Indien keine wohlmeinende Verteidigung durch Weiße, die Angst davor haben, als Rassist_innen abgestempelt zu werden. Vielmehr solle endlich indischen Frauen zugehört werden.