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Tribunal statt Heiligsprechung

Tribunal Junipero Serra 091215Die Heiligsprechung des Missionars Junípero Serra durch Papst Franziskus in dieser Woche hat die Diskussion um den Zusammenhang zwischen Mission und Kolonialismus einmal wieder in die Weltöffentlichkeit gebracht. Schon im Vorhinein gab es viel Protest von Native American Organisationen und Aktivist*innen. Das American Indian Movement (AIM) in Kalifornien hat in Los Angeles ein Tribunal für Serra veranstaltet, in dem er u.a. für Versklavung, Folter und Beteiligung am Völkermord verurteilt wurde. Der Walk of Anchestors rief nach einem 650 Meilen langen Pilgerweg in Gedenken an die Opfer der Missionierung  am Tag der Heiligsprechung einen “Day of Mourning” aus. Eine Initiative um Norma Flores versuchte per Petition die Heiligsprechung zu verhindern. Ein Interview mit Flores findet sich hier.

Für alle Interessierten an dem Zusammenhang zwischen Mission und Kolonialismus, sei der Film Das Koloniale Missverständnis von Jean-Marie Teno empfohlen.

Nachtrag: Und hier noch der Hinweis auf einen ausführlichen Hintergrundartikel von Indiancountrytodaymedianetwork.

Stellungnahme zum Feature “Musikalische Missionierung. Barockmusik aus dem Dschungel”

Am 30.08.2013 sendete der Deutschlandfunk das Feature “Musikalische Missionierung. Barockmusik aus dem Dschungel”. Lena Böllinger hat als Reaktion darauf einen Brief verfasst, den wir hiermit öffentlich machen wollen. Mehrere Organisationen haben ihn unterschrieben, unter anderem glokal.

Nachtrag: Judith Grümmer hat für den Deutschlandfunk eine Antwort verfasst, den Sie hier finden.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe am 30. August 2013 Ihr Feature „Musikalische Missionierung. Barockmusik aus dem Dschungel“ im Deutschlandfunk gehört. Ich bin zutiefst entsetzt und empört über die Art und Weise der Thematisierung des Kolonialismus und der damit zusammenhängenden Missionierungstätigkeiten der Jesuiten. An keiner Stelle findet in Ihrem Feature eine kritische Reflektion des Zusammenhangs zwischen Missionierung, kolonialer Gewaltgeschichte und Rassismus statt. Statt dessen versucht das Feature Missionierung als „sanfte Kolonialisierung“ zu beschönigen und zu legitimieren. Damit aktualisiert und reproduziert es kolonial-rassistische Stereotype und weiße[1] Überlegenheitsfantasien. Weiterlesen