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Neu: Das Märchen von der Augenhöhe

Wir freuen uns unsere neue Broschüre ankündigen zu können: Das Märchen von der Augenhöhe. Macht und Solidarität in Nord-Süd-Partnerschaften

maerchenbroschuere_titelblatt-216x300Augenhöhe und Partnerschaft sind Formulierungen, die gerne und oft in der Nord-Süd-, Solidaritäts- oder ,Entwicklungszusammenarbeit‘ gebraucht werden. Sie sollen Fortschrittlichkeit signalisieren und Gleichberechtigung demonstrieren. Doch reichen die Begriffe über Rhetorik hinaus? Wie sind Denkmuster und Strukturen in Nord-Süd-Partnerschaften gestaltet? Welche Perspektive haben die sogenannten Süd-Partner*innen auf die Zusammenarbeit?
In der Publikation „Das Märchen von der Augenhöhe“ hat glokal e.V. zehn Aktivist*innen, Engagierte und NRO-Mitarbeitetende aus Globalem Süden und Norden zusammengebracht, um unterschiedliche Aspekte der NRO-Strukturen, Schulpartnerschaften, Freiwilligendienste und Solidaritätsarbeit zu beleuchten. Eine theoretischer Einleitung macht den historisch-politischen Rahmen fassbar und eine Reflexions- und Praxishilfe unterstützt bei der Analyse und Transformation des eigenen Engagements der Leser*innen.

Die Broschüre kann [hier] bei uns bestellt werden.
Wir freuen uns über die Verlinkung des Werbebanners! Download Werbebanner [hier]

Zum internationalen Tag für Reparationen

Der 12. Oktober hat viele Bedeutungen: Columbus Day, Día de la Raza, Tag des indigenen Widerstands oder auch internationaler Tag für Reparationen. Dazu wollen wir in Kurzmeldungsformat auf ein paar Ereignisse hinweisen:

In Berlin hielten die über den Genozid an Herereo und Nama diskutierenden Bundestagsausschüsse einer Gruppe von Genozidforscher*innen der Herero Community aus den USA ebenso ihre Türen verschlossen wie die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU). Die Pressemitteilung des Kampagnenbündnisses Völkermord verjährt nicht findet sich hier.

In Caracas/Venezuela wurde die Statue von Christoph Kolumbus mit einer antikolonialen Statue ersetzt und in den USA wird weiter an Transforming Columbus Day gearbeitet. Einen aktuellen Beitrag gibt es bei Latino Rebels.

In Berlin ist der Blog “Rassismus_Verlernen: Kämpfe um Reparationen für Kolonialismus und Versklavungshandel” mit ersten Beiträgen online gegangen. Aktuelle Beiträge von ColonialismReparation finden sind hier.

 

Tribunal statt Heiligsprechung

Tribunal Junipero Serra 091215Die Heiligsprechung des Missionars Junípero Serra durch Papst Franziskus in dieser Woche hat die Diskussion um den Zusammenhang zwischen Mission und Kolonialismus einmal wieder in die Weltöffentlichkeit gebracht. Schon im Vorhinein gab es viel Protest von Native American Organisationen und Aktivist*innen. Das American Indian Movement (AIM) in Kalifornien hat in Los Angeles ein Tribunal für Serra veranstaltet, in dem er u.a. für Versklavung, Folter und Beteiligung am Völkermord verurteilt wurde. Der Walk of Anchestors rief nach einem 650 Meilen langen Pilgerweg in Gedenken an die Opfer der Missionierung  am Tag der Heiligsprechung einen “Day of Mourning” aus. Eine Initiative um Norma Flores versuchte per Petition die Heiligsprechung zu verhindern. Ein Interview mit Flores findet sich hier.

Für alle Interessierten an dem Zusammenhang zwischen Mission und Kolonialismus, sei der Film Das Koloniale Missverständnis von Jean-Marie Teno empfohlen.

Nachtrag: Und hier noch der Hinweis auf einen ausführlichen Hintergrundartikel von Indiancountrytodaymedianetwork.

1. International Day for Reparations Related to Colonialism / Journée internationale pour les réparations liées à la Colonisation

Am 12. Oktober 1492 ist Christopher Kolumbus in der “Neuen Welt” angekommen. Das Datum kennzeichnet den Beginn von Eroberung und Ausbeutung. Ein Zusammenschluss von Organisationen und Initiativen weltweit ruft 2013 erstmalig zum “International Day for Reparations Related to Colonialism” auf. glokal hat den Aufruf unterzeichnet. Hier ein kurzer Ausschnitt daraus:

Colonization is a global phenomenon: there is hardly a country in the world that has not been colonized, a colonizer, or both, such as the United States. Colonization is one of the phenomena that has most disrupted humanity. It has left a deep and lasting impression on all continents and the consequences of this are

  • demographic: there are millions of people who have been exterminated, deported, or sold into forced labour.
  • political: in Africa, America, Asia, and Oceania, cities, kingdoms and empires have disappeared. Traditional communities were gradually disrupted and subjected to European domination.
  • economic: the entire economic fabric of societies was brutally dismantled. Crops were looted and famines became more frequent. Dispossessed of their own wealth, those who were colonized were permanently immersed in a state of chronic poverty.
  • cultural: colonization destroyed many civilizations, languages, cultures and religions. Those who were colonized often lost their roots and their identity. The social image of the non-European was degraded and this has facilitated the development of racist theories, which has fuelled violence and discrimination of all kinds.
  • ecological: the introduction of technologies in the service of profit and productivity focused visions caused the ransacking of millions of hectares of forests, the wasting of natural resources, the pollution of whole regions and it has made the environment fragile and deteriorated public health. It has also helped to disrupt ecosystems and, of course, the most devastating effect of colonization from an ecological aspect is the increase of global warming.