Schlagwort-Archive: Kolonialismus

For Whites Only? Rückgabe von geraubten Gebeine an Namibia hinter verschlossenen Türen

[Update zu diesem Blogeintrag unter Empfang der Gebeine boykottiert.]

Gemeinsame Pressemitteilung des internationalen NGO-Bündnisses „Völkermord verjährt nicht!“ und des Zentralrats der Afrikanischen Gemeinde in Deutschland

For Whites Only?

Deutschland schließt Nachfahren Kolonisierter und kritische Öffentlichkeit von Rückgabe weiterer geraubter Gebeine an Namibia in Berliner Charité aus. 120 NGO fordern Entschuldigung und Wiedergutmachung für kolonialen Landraub und Genozid in Namibia. Zentralrat der Afrikanischen Gemeinde in Deutschland verlangt Rückgabe aller in Afrika angeeigneten Gebeine und Kulturschätze.

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Tausende von Toten in Berlin? PM von „No Humboldt 21! Moratorium für das Humboldt-Forum im Berliner Schloss“

Die Mitgliedsorganisationen des internationalen NGO-Bündnisses „No Humboldt 21!“ fordern die Bundesregierung, den Berliner Senat und die Staatlichen Museen zu Berlin/Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SMB/SPK) nachdrücklich zu größerer Transparenz bzgl. außereuropäischer menschlicher Überreste und kultureller Objekte mit besonderer Bedeutung für die Herkunftsgesellschaften auf. Weiterlesen

(In)Security in postcolonial development education in Germany

Im letzten Jahr nahmen zwei glokal-Mitglieder an einem Roundtable zum Thema „What Do We Teach? How Do We Teach It? Critical Pedagogies and World Politics“ im Rahmen der International Studies Association Annual Convention in San Francisco, USA teil. Aus der Veranstaltung ist eine Publikationssammlung entstanden, die nun in der Zeitschrift Critical Studies on Security veröffentlicht wurde. Hier geht es zu dem Abstract unseres Artikels „(In)Security in postcolonial development education in Germany“ (er ist leider nicht frei zugänglich, sondern nur für viel, viel Geld).

Berliner Mohrenstraße soll in Nelson-Mandela-Straße umbenannt werden

Pressemitteilung des NGO-Bündnisses „No Humboldt 21! Moratorium für das Humboldt-Forum im Berliner Schloss“ und des Global Afrikan Congress, Berlin, 13.12.2013

Das von über 80 Nichtregierungsorganisationen unterstützte internationale Kampagnen-Bündnis „No Humboldt 21!“ und der Global Afrikan Congress lehnen den aktuellen Vorschlag der „Stiftung Zukunft Berlin“, den Platz vor dem umstrittenen Humboldt-Forum im Berliner Schloss nach Nelson Mandela zu benennen, entschieden ab. Stattdessen erneuern sie mit Nachdruck die schon 2004 erhobene Forderung zahlreicher afrikanischer Vereine Berlins, die auf den brandenburgisch-preußischen Handel mit Versklavten im späten 17. Jahrhundert zurückgehende Mohrenstraße in Nelson-Mandela-Straße umzubenennen.

„Der Versuch der am Humboldt-Forum mitwirkenden Stiftung Zukunft Berlin, das als neokolonial und eurozentrisch in die öffentliche Kritik geratene Großprojekt durch einen vorgelagerten Nelson-Mandela-Platz zu rehabilitieren, ist so durchschaubar wie unakzeptabel“, sagt Christian Kopp von Berlin Postkolonial. „Der Name des Antiapartheid-Kämpfers darf nicht als Kosmetik für die umstrittenen außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz missbraucht werden, in denen sich auch Tausende von angeeigneten Kulturschätzen und menschlichen Überresten aus gewaltsam kolonisierten Gebieten befinden.“

Yonas Endrias vom Global Afrikan Congress betont: „Schon vor zehn Jahren haben alle afrikanischen Vereine Berlins gemeinsam die Umbenennung der Mohrenstraße in Nelson-Mandela-Straße gefordert. Der jetzige Name der Straße, in der versklavte Minderjährige aus Afrika lebten, die am brandenburgisch-preußischen Hof dienen mussten, basiert auf einer rassistischen Fremdbezeichnung und verletzt die Würde Schwarzer Menschen in Berlin.“

Kontakt: Yonas Endrias, Global Afrikan Congress, endriasy@aol.com, 01799404690;  Christian Kopp, Kampagne “No Humboldt 21!”, buero@berlin-postkolonial.de, 01799100976

Infos: www.no-humboldt21.de

Nazi in der Humboldt Universität entführt

Die Gruppe Wissen im Widerstand erklärt in ihrem Bekenner*innenschreiben, warum sie Adolf Butenandt entführt haben und was ihre Forderungen für eine Rückgabe sind. An der Stelle, an der das Portrait von Adolf Butenandt hing, ist nun ein Portrait der Refugee-Aktivistin Napuli Paul Langa zu sehen. Weiterlesen

The Caribbean nations are demanding reparations

Members of the Caribbean Community (CARICOM) have decided to promote actions to monitor the reparations for the genocide of the native people and slavery and call on the former colonizers (United Kingdom, France, Netherlands, etc. ) to apologize and compensate their former colonies for the colonial period. Colonialism Reparation supports this decision and provides background information.

Neues von NoHumboldt 21!

glokal ist Teil des Bündnisses gegen das Humboldt-Forum im Berliner Schloss. Während die Kritik bisher verstärkt digital geäußert wurde z.B. in einer Resolution, die bereits von über 70 Organisationen und über 500 Einzelpersonen unterzeichnet wurde, finden diesen Herbst eine Reihe spannender Veranstaltungen rund um die Kritik am Humboldt Forum statt. Am 22.10. findet eine zentrale Veranstaltung in der Werkstatt der Kulturen zum Thema „Preußischer Kulturbesitz? Postkoloniale und entwicklungspolitische Perspektiven auf das Humboldt-Forum – Zum Umgang mit Kulturgütern und Human Remains aus der Kolonialzeit“ statt. Am 24.10. startet eine Reihe von Dialogforen mit der Veranstaltung „No amnesty on Genocide!“ im Haus der Demokratie.

Auf politischer Ebene gab es in der Zwischenzeit eine Kleine Anfrage der Grünen Berlin an den Berliner Senat zur postkolonialen Auseinandersetzung mit dem Humboldt Forum. Dr. Kwame Opuko hinterfragt die Antwort des Berliner Senats in einem ausführlichen Artikel “Did Germans Never Hear Directly or Indirectly Nigeria’s Demand for Return of Looted Artefacts?” und kritisiert sowohl den Umgang mit kolonialen Raubgütern als auch die scheinheilige politische Rhetorik.

Zuletzt weisen wir auf einen offenen Briefwechsel zwischen Frank Holl und dem Bündnis No Humboldt 21! hin. Der Humboldt-Biograf warf in seinem Brief der Kampagne vor, Alexander von Humboldt als einen Repräsentanten des europäischen Kolonialismuses darzustellen und dabei seine antikolonialen Positionen zu unterschlagen. In einem Antwortbrief zeigen die Bündnispartner von No Humboldt 21! detailliert auf, warum seine Zitate, Aktivitäten und Grundhaltung aus einer postkolonialen Perspektive sehr wohl problematisiert werden müssen.

1. International Day for Reparations Related to Colonialism / Journée internationale pour les réparations liées à la Colonisation

Am 12. Oktober 1492 ist Christopher Kolumbus in der „Neuen Welt“ angekommen. Das Datum kennzeichnet den Beginn von Eroberung und Ausbeutung. Ein Zusammenschluss von Organisationen und Initiativen weltweit ruft 2013 erstmalig zum „International Day for Reparations Related to Colonialism“ auf. glokal hat den Aufruf unterzeichnet. Hier ein kurzer Ausschnitt daraus:

Colonization is a global phenomenon: there is hardly a country in the world that has not been colonized, a colonizer, or both, such as the United States. Colonization is one of the phenomena that has most disrupted humanity. It has left a deep and lasting impression on all continents and the consequences of this are

  • demographic: there are millions of people who have been exterminated, deported, or sold into forced labour.
  • political: in Africa, America, Asia, and Oceania, cities, kingdoms and empires have disappeared. Traditional communities were gradually disrupted and subjected to European domination.
  • economic: the entire economic fabric of societies was brutally dismantled. Crops were looted and famines became more frequent. Dispossessed of their own wealth, those who were colonized were permanently immersed in a state of chronic poverty.
  • cultural: colonization destroyed many civilizations, languages, cultures and religions. Those who were colonized often lost their roots and their identity. The social image of the non-European was degraded and this has facilitated the development of racist theories, which has fuelled violence and discrimination of all kinds.
  • ecological: the introduction of technologies in the service of profit and productivity focused visions caused the ransacking of millions of hectares of forests, the wasting of natural resources, the pollution of whole regions and it has made the environment fragile and deteriorated public health. It has also helped to disrupt ecosystems and, of course, the most devastating effect of colonization from an ecological aspect is the increase of global warming.

Stellungnahme zum Feature „Musikalische Missionierung. Barockmusik aus dem Dschungel“

Am 30.08.2013 sendete der Deutschlandfunk das Feature „Musikalische Missionierung. Barockmusik aus dem Dschungel“. Lena Böllinger hat als Reaktion darauf einen Brief verfasst, den wir hiermit öffentlich machen wollen. Mehrere Organisationen haben ihn unterschrieben, unter anderem glokal.

Nachtrag: Judith Grümmer hat für den Deutschlandfunk eine Antwort verfasst, den Sie hier finden.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe am 30. August 2013 Ihr Feature „Musikalische Missionierung. Barockmusik aus dem Dschungel“ im Deutschlandfunk gehört. Ich bin zutiefst entsetzt und empört über die Art und Weise der Thematisierung des Kolonialismus und der damit zusammenhängenden Missionierungstätigkeiten der Jesuiten. An keiner Stelle findet in Ihrem Feature eine kritische Reflektion des Zusammenhangs zwischen Missionierung, kolonialer Gewaltgeschichte und Rassismus statt. Statt dessen versucht das Feature Missionierung als „sanfte Kolonialisierung“ zu beschönigen und zu legitimieren. Damit aktualisiert und reproduziert es kolonial-rassistische Stereotype und weiße[1] Überlegenheitsfantasien. Weiterlesen

Lüderitz geht in Namibia – und bleibt in München

In Nambia wurden letzte Woche zwei Städte und ein Küstenabschnitt durch den Präsidenten Hifikepunye Pohamba umbenannt. Die Namen Lüderitz, Schuckmannsburg und der Caprivi-Streifen verschwinden damit von der Landkarte.

In Deutschland hingegen bleiben trotz vielfältiger Proteste koloniale Straßennamen erhalten. In München beispielsweise hat der Stadtrat eine Aufforderung des Ausländerbeirats zur Umbenennung von Straßennamen, die nach Kolonialverbrechern und Massenmördern benannt sind, abgelehnt. Ein Bündnis von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Initiativen fordert nun eine verantwortungsvolle Entkolonialisierung der Münchner Straßennamen.

Aktuelle Ausstellungen zu kolonialen Straßennamen und den Widerstand dagegen gibt es in Berlin, Hamburg und München.