Schlagwort-Archive: institutioneller Rassismus

“Die (bundesdeutsche) Eine-Welt Arbeit aus einem Guss?”

Der Berliner Verband für migrantisch-diasporische Organisationen in der Einen Welt, moveglobal e.V., hat in seiner aktuellen Publikation einen Grundsatzartikel zum Verhältnis von entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen und migrantischen Organisationen veröffentlicht. In dem ausführlichen Artikel geht Lucía Muriel beispielsweise auf die Funktionalisierung von Migrant_innen und aktuelle Herausforderungen in der Zusammenarbeit ein. Dabei findet sie mutige Worte und stellt beispielweise im Kapitel “Versuch eines Paradigmenwechsels” klare Forderungen an die entwicklungspolitische Szene:

“Wir werden die Verhältnisse einer über 500-jährigen kolonialen Realität nicht weiter dulden. Dies gilt für sämtliche aktuelle Diskurse und Praktiken, für Theorien, für Debatten und die Arbeitspraxis. Wir werden uns nicht länger von staatlichen und nichtstaatlichen Vertreter_innen, von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Akteur_innen, von etablierten oder eben erst in Erscheinung getretenen Förderer_innen unsere Perspektive auf das Feld Migration und Entwicklung diktieren lassen. Konkret bedeutet dies, dass keine der unterschiedlichen Formen alleiniger Gestaltungs-, Definitions- und Entscheidungsmacht länger zulässig sind. Vielmehr müssen sich sämtliche, auch die bisher erfolgreich ausgeschlossenen, Akteur_innen auf den Weg machen und sich auf neue Formen der Zusammenarbeit, der Verteilung von Ressourcen sowie von Gestaltungsmacht einlassen.” (S.17)

Der Artikel wird durch einen Epilog “Wie ich zum Brückenbauer_innen-Diskurs stehe” und ein Glossar abgerundet und im Anhang durch einen Beitrag von Andreas Rosen von der Stiftung Nord-Süd Brücken ergänzt.

Die Publikation ist bei moveglobal e.V. für 9 Euro zu bestellen.

Oranienplatz-Aktivist in Abschiebehaft – Flüchtlingsrat fordert Freilassung

Am 29. Juli 2014 wurde Badra Ali Diarra, ein Aktivist vom Oranienplatz, auf Betreiben der Ausländerbehörde Börde (Sachsen-Anhalt) in Abschiebehaft genommen. Er soll nach Italien abgeschoben werden. Der Mann aus Mali ist Teil des sogenannten Oranienplatz-Agreements mit dem Senat. Die vom Senat zugesagte Umverteilung nach Berlin und anschließende Einzelfallprüfung wurde ihm jedoch nicht zuteil. Auch der im Einigungspapier zugesicherte Abschiebestopp wird nicht gewährt. Weiterlesen

Prozesse gegen Rassismus im Münchner Nachtleben

In Zusammenarbeit mit dem Ausländerbeirat München hat Hamado Dipama letztes Jahr am 19.04.2013 und 20.04.2013 mit sechs Freunden unterschiedlicher Herkunft sowie mit der Journalistin IsabelIe Hartmann vom Bayerischen Rundfunk eine Testaktion in 25 Münchner Nachtclubs und Diskotheken durchgeführt. Das Ergebnis war niederschmetternd. Von den insgesamt 25 besuchten Clubs und Diskotheken wurde den Aktionsteilnehmenden afrikanischer und türkischer Herkunft nur in 5 der 25 Lokalitäten der Einlass gewährt, während die Vergleichspersonen ausnahmslos in jeden Club eingelassen wurden. Nun kam das Amtsgericht München zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass eine Diskriminierung des Klägers Hamado Dipama nicht belegt ist. Zu dieser skandalösen Gerichtsentscheidung hat der Ausländerbeirat München folgende Pressemitteilung verfasst. Weiterlesen

NSU-Schlappe für Polizei: “Staat & Nazis Hand in Hand” verunglimpft Staat nicht

Zur kürzlich gebloggten Kriminialisierung politischer antirassistischer Arbeit berichtet das Migazin:

“Was folgte, hätte für das Berliner Landeskriminalamt nicht peinlicher kommen können. Am 10.Juni stellte die Berliner Staatsanwaltschaft das von der Polizei eingeleitete Strafverfahren wegen Verunglimpfung des Staates ein. Die Staatsanwaltschaft bewertet die strittige Aussage [Staat und Nazis Hand in Hand] als eine im Kontext der Erkenntnisse zum NSU-Komplex zulässige Meinungskundgabe und betont, „dass die Formulierung ‚Staat und Nazis Hand in Hand‘ keine Gleichsetzung des Staates mit Nazis zum Ausdruck bringt, sondern nur eine enge Kooperation des Staates mit Nazis anprangert.“

Dies möge provokativ und überzogen sein, räumt die Staatsanwaltschaft ein, ergänzt aber: „Doch vor dem Hintergrund der öffentlichen Debatte um die Rolle von staatlichen Organen im Zusammenhang mit den Anschlägen des NSU und der Aktualität dieser Debatte aufgrund des in München laufenden Prozesses gegen Beteiligte des NSU, sowie des 10. Jahrestages des Terroranschlages in Köln sei die Äußerung indes als zulässige Meinungskundgabe hinzunehmen.“”

Armutseinwanderung – ein populistischer Mythos

Amaro Foro e.V. und das Rroma-Informations-Centrum haben eine gemeinsame Pressemitteilung herausgegeben, in der sie die geplante Gesetzesverschärfung der Bundesregierung kritisieren, mit der gegen den vermeintlichen Sozialmissbrauch durch rumänische und bulgarische Staatsbürger_innen vorgegangen werden soll. Die beiden Organisationen weisen daraufhin, dass mit dieser populistischen Maßnahme rassistische Vorurteile befördert und Ängste geschürt werden. Sozialmissbrauch finde in allererster Linie auf Seiten der deutschen Wirtschaft statt, die von der prekären Situation vieler Einwanderer_innen profitiert. Zur Pressemitteilung

Kriminalisierung politischer antirassistischer Arbeit

Seit gestern Mittag hat das frisch aufgehängte Wandbild an der Ecke Manteuffelstraße/Oranienstraße (Berlin-Kreuzberg) zur Erinnerung an den NSU-Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße ein Loch und damit eine inhaltliche Lücke – der Satz „NSU: Staat und Nazis Hand in Hand“ wurde von der Berliner Feuerwehr im Auftrag der Berliner Polizei aus dem Bild herausgerissen, ohne richterliche Anordnung. Zu dieser skandalösen Kriminalisierung politischer antirassistischer Arbeit haben Allmende e.V. und das Bündnis gegen Rassismus eine Pressemitteilung herausgegeben.

Verhinderung der Abschiebung eines Refugee-Aktivisten

Am Mittwoch, den 28.5.2014, sollte Abdoul Drammé Kaboré, einer der am Alex und Breitscheidtplatz protestierenden Geflüchteten, von Berlin-Tegel aus nach Spanien abgeschoben werden. Dank des engagierten Widerstandes der Aktivisten von Asylum Rights Evolution sowie von Freund_innen und Unterstützer_innen konnte das vorerst verhindert werden. Nun soll die Abschiebung aber am kommenden Dienstag, den 3.06. (genaue Zeit noch nicht bekannt), stattfinden. Weiterlesen

Nelken für Napuli!

Gemeinsamer Aufruf von AfricAvenir International, AFROTAK TV CyberNomads, Berlin Postkolonial, glokal, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, Tanzania-Network.de

Nelken für Napuli!

Fast ohne Verpflegung saß die Refugee-Aktivistin Napuli Langa fünf Tage auf einer Platane am Berliner Oranienplatz und weigerte sich, das zerstörte Camp der Geflüchteten zu verlassen. Bevor sie gestern Abend geschwächt aber wohlbehalten herabstieg, hat sie einen großartigen Sieg für die Geflüchteten am Oranienplatz erkämpft. Schriftlich hat der Senat versichert, dass das Infozelt der Geflüchteten wieder aufgebaut wird. Damit ist klar: Der Protest geht weiter  – O-Platz is living!
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For Whites Only? Rückgabe von geraubten Gebeine an Namibia hinter verschlossenen Türen

[Update zu diesem Blogeintrag unter Empfang der Gebeine boykottiert.]

Gemeinsame Pressemitteilung des internationalen NGO-Bündnisses „Völkermord verjährt nicht!“ und des Zentralrats der Afrikanischen Gemeinde in Deutschland

For Whites Only?

Deutschland schließt Nachfahren Kolonisierter und kritische Öffentlichkeit von Rückgabe weiterer geraubter Gebeine an Namibia in Berliner Charité aus. 120 NGO fordern Entschuldigung und Wiedergutmachung für kolonialen Landraub und Genozid in Namibia. Zentralrat der Afrikanischen Gemeinde in Deutschland verlangt Rückgabe aller in Afrika angeeigneten Gebeine und Kulturschätze.

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Neue Hinweise auf Mord an Oury Jalloh

Am 11. November 2013 hat die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh e.V. sowie mehrere Einzelpersonen Strafanzeige wegen Totschlag oder Mord gegen unbekannte Polizeibeamte im Todesfall Oury Jalloh bei Generalbundesanwalt Harald Range in Karlsruhe gestellt. Grundlage ist ein neues Brandgutachten, das am 12.11.2013 auf einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. Es werden weiterhin dringend Spenden für Gutachten/Untersuchungen, Anwalts- und Gerichtskosten sowie politische Aktionen benötigt.