Schlagwort-Archive: Rassismus

Flüchtlingspolitik in Deutschland: “Erst Austricksen, dann Aushungern”

Seit mittlerweile 11 Tagen hungert und dürstet der Berliner Senat mithilfe eines Großaufgebots der Polizei Flüchtlingsaktivisten auf dem Dach eines Wohnheims für Geflüchtete in der Gürtelstrasse aus. Ärzt_innen, die vor den schwerwiegenden Folgen von Dehydration warnen und Wasser bringen wollen, werden nicht durchgelassen. Presse darf nicht zu den Protestierenden. Die wenigen Menschen, die sich solidarisieren, werden schikaniert und deren Protest gegen das unmenschliche Vorgehen von Politik und Polizei verunmöglicht. Hier geht es zum Blog und Twitter, wo ihr Informationen inklusive Presseschau und Möglichkeiten der Unterstützung findet.

 

Offener Brief „Decolonize Orientierungsrahmen!“ veröffentlicht

Eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Kultusministerkonferenz (KMK) hat 2007 den Orientierungsrahmen für den Lernbereich globale Entwicklung veröffentlicht. Dieser hat sich in den letzten Jahren als Referenzrahmen für (außer-) schulische Aktivitäten des Globalen Lernens und der Bildung für Nachhaltige Entwicklung herauskristallisiert. In den letzten beiden Jahren wurde der Orientierungsrahmen von der Arbeitsgruppe überarbeitet und erweitert, allerdings ohne Kritiken v.a. aus postkolonialen und migrantisch-diasporischen Perspektiven aufzugreifen, die mehrfach u.a. auf gemeinsamen Podiumsteilnahmen, Anfragen, Publikationen zur macht- und rassismuskritischen Analysen zum derzeitigen Orientierungsrahmen eingebracht wurden. Nun steht seit Mitte Juli 2014 die überarbeitete Neufassung des Orientierungsrahmens zur öffentlichen Diskussion im Internet bereit.

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Im Gedenken an Aneck – Rassismus tötet!

Am 19.07. ertrank Aneck (35) im Plötzensee. Gemeinsam wollen wir um ihn trauern und unserer Erschütterung darüber Ausdruck verleihen, dass Rassismus Menschen in Deutschland zu Tode bringt. Die Polizei hat die Ermittlungen beendet, ohne wirklich der Frage nachzugehen, ob zwischen der Tatenlosigkeit des Bademeisters und dessen Aktivitäten in der Berliner Neonaziszene ein Zusammenhang besteht.

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Rassismus tötet: Jetzt auch im Freibad?

Am Samstag, den 19. Juli, ist ein junger Schwarzer Mann im Plötzensee in Berlin-Wedding ertrunken. Der diensthabende Bademeister des Freibades wurde vor einem Jahr nach rassistischen Gewaltvorfällen im Strandbad als Neonazi geoutet. Nun ist er bei dem Badeunfall anscheinend auffällig untätig geblieben, und die Freibadleitung stellt sich kategorisch hinter ihn. Auf der Facebook-Seite des Freibades wurde intensiv über den Vorfall und die Reaktion des Freibad-Unternehmens diskutiert. Fragen, ob die Unterschrift des Bademeisters unter eine Ausstiegserklärung aus der rechten Szene oder die teilweise “migrantische” Zusammensetzung des Schwimmbadpersonals ausreichen, um den Rassismusvorwurf prinzipiell aus dem Weg zu räumen, waren den Freibadbetreibern wohl zuviel: Die Facebook-Seite ist verschwunden. Aber ein aufmerksamer Mensch hat dies und die Diskussion öffentlich gemacht. Die unliebsamsten weil kritischsten Kommentare waren allerdings schon vorher vom Freibad gelöscht worden.

Kritik an Doku über Antirassismus-Training im ZDF

Am 10. Juli 2014 zeigte ZDFneo die Dokumentation „Der Rassist in uns“. Freiwillige nehmen an dem sogenannten „Blue-Eyed-Training“ teil, welches die Teilnehmenden am eigenen Leib erfahren lassen soll, was Diskriminierung bedeutet. Macht das Experiment wirklich deutlich, wie Rassismus funktioniert? Hilft es, Rassismus zu bekämpfen und zurückzudrängen? “Miteinander – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt e.V.” findet Nein und argumentiert in dem Beitrag “Der autoritäre Charakter. Das ZDF-Projekt ‘Der Rassist in uns'”, dass das Experiment einer emanzipatorischen Bildungsarbeit” widerspricht. Unserer Meinung nach werden mit dem Ansatz der Blue-Eyed-Trainings, die Empathie und Verständnis bei Weißen wecken wollen (“in vier Stunden kannst du nachempfinden, wie sich Rassismus anfühlt”), vielmehr Rassismuserfahrungen Schwarzer Menschen und People of Color bagatellisiert. Rassismus wird auf eine zwischenmenschenliche Ebene reduziert, anstatt das komplexe Zusammenwirken mit gesellschaftlicher und institutioneller Ebene zu thematisieren. Aus unserer Perspektive vernachlässigt das Experiment neben Widerstandsperspektiven somit vor allem auch den historisch gewachsenen, strukturellen Charakter von Rassismus, den Ahmer Rahmans Clip zu Reverse Racism gut auf den Punkt bringt.

Umbenennung der M-Strasse: Berliner Kurier veröffentlicht falsche Ergebnisse

Letzte Woche haben sich in Berlin-Mitte mehrere hundert Menschen zum “8. Gedenkmarsch für die afrikanischen Opfer von Kolonialismus, Sklavenhandel und rassistischer Gewalt: Mandela- statt Mohrenstraße” versammelt. Ein ausführlicher Bericht ist hier nachzulesen. Zwei Tage vorher gab es auf der Seite des Berliner Kuriers eine digitale Umfrage zur Umbenennung der M-Strasse, deren Ergebnisse aber extrem verzerrt dargestellt wurden, wie folgende Pressemitteilung skandalisiert:
Pressemitteilung                                                                                            21.2.2014
Der „Berliner Kurier“ veröffentlichte in seiner gestrigen Printausgabe vom Donnerstag, 20.2.2014, das Ergebnis einer Umfrage zur Umbenennung der Mohrenstraße in Mandelastraße. Es sollen lediglich 10% der Teilnehmer_innen die Umbenennung befürwortet haben. Bis zum Abend zuvor lief die Umfrage in der online-Ausgabe des Artikels. Dort beteiligten sich viele Menschen an der Umfrage. In dem Moment, wo sich eine Mehrheit für die Umbenennung abzeichnete (um ca. 22:00 Uhr 49%) wurde die Umfrage blitzschnell abgeschaltet. Ein bezeichnender Vorgang wie der BK mit unliebsamen Meinung umgeht.

Offener Brief an Heimathafen Neukölln “Wir sind keine ‘Schlitzaugen'”!

Der Verein Korientation e.V. hat gemeinsam mit einem großen Bündnis an Organisationen und Einzelpersonen einen offenen Brief an den Heimathafen Neukölln geschrieben und damit die öffentliche Auseinandersetzung über anti-asiatischen Rassismus erneut angestoßen:

“Wir haben zu unse­rem Ent­set­zen erfah­ren, dass bis zum 04. Februar 2014 über einen län­ge­ren Zeit­raum hin­weg trotz ein­ge­gan­ge­ner Beschwer­den der Hei­mat­ha­fen Neu­kölln im Rah­men sei­ner Ausstellung»I love NK« ein für asia­ti­sche Men­schen unzwei­fel­haft ver­let­zen­des Bild gezeigt hat. Auf die­sem Foto ist eine blonde weiße Frau in einem wei­ßen Heimathafen-T-Shirt mit dem Auf­druck »I love NK« in einer ost­asia­tisch anmu­ten­den Park­an­lage zu sehen. Ihr grin­sen­des Gesicht repro­du­ziert ein altes und sehr her­ab­set­zen­des ras­sis­ti­sches Ste­reo­typ, indem sie mit ihren Fin­gern ihre Augen zu »Schlit­zen« hochzieht. […]”

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Unsäglich STIHLlos: Aufruf gegen frauenverachtenden Stihl-Kalender

Der diesjährige Weltweitwissen Kongress unter dem Titel “Perspektiven wechseln – Bundesweiter Kongress für Globales Lernen und Bildung für Nachhaltige Entwicklung” fand vom 16.-18. Januar im Haus der Wirtschaft Baden-Württembergs in Stuttgart statt. Zum Entsetzen vieler Teilnehmender wurde prominent im Foyer die Fotoausstellung zum diesjährigen STIHL-Erotik-Kalender (Achtung Trigger-Warnung) ausgestellt. Der diesjährige Kalender (Auflage 900.000 Stück) des schwäbischen Motorsägenherstellers, den es seit 40 Jahren(!) mit ähnlichen diskriminierenden Bildern gibt, wird folgendermaßen beschrieben:

“Inspiriert von faszinierenden Nachtaufnahmen wilder Tiere, wird das Zusammenspiel von Weiblichkeit und Technologie in “Einmalige Begegnungen” als nächtliches Aufeinandertreffen inszeniert: Vom Licht der Kamera ertappt bewegen sich Frauen wie scheue Tiere in der beeindruckenden Natur Südafrikas.”

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(In)Security in postcolonial development education in Germany

Im letzten Jahr nahmen zwei glokal-Mitglieder an einem Roundtable zum Thema “What Do We Teach? How Do We Teach It? Critical Pedagogies and World Politics” im Rahmen der International Studies Association Annual Convention in San Francisco, USA teil. Aus der Veranstaltung ist eine Publikationssammlung entstanden, die nun in der Zeitschrift Critical Studies on Security veröffentlicht wurde. Hier geht es zu dem Abstract unseres Artikels “(In)Security in postcolonial development education in Germany” (er ist leider nicht frei zugänglich, sondern nur für viel, viel Geld).

Massive Polizeigewalt gegen Geflüchtete in Kreuzberg

Bei einem Polizeieinsatz in der Nacht vom 16. zum 17. Dezember 2013 kam es zu massiven Rechtsverstößen seitens der Polizei. Die öffentliche Meinung ist nach den Räumungsdrohungen durch Henkel zuletzt zu Gunsten des Protests der Geflüchteten ausgefallen. Das genau zu diesem Zeitpunkt eine so martialische Polizeiaktion gegen die von Geflüchteten bewohnten Gerhard-Hauptmann-Schule stattfindet ist wohl kein Zufall, so die Presseerklärung der Geflüchteten.

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